Seite:OberamtMergentheim0319.jpg

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Das Wappen der Stadt enthält im deutschen Schild das Deutschordenskreuz mit dem Adler in einem Herzschild, statt der Lilien aber in den beiden oberen Ecken des Schilds sechsstrahlige Sterne, in den beiden unteren fünfblättrige Rosen. Über dem Schilde des ältesten erhaltenen Siegels steht die Jahreszahl 1512 und die Umschrift lautet: SIGILLUM. DER. STAT. MERGENTHEIM. Dieses schön gearbeitete Siegel aber machte einem anderen Platz, welches noch mit mehr Kunst gearbeitet, aber ohne Umschrift ist; auf beiden Seiten des deutschen Schildes steht 15–81, die Bilder darin sind dieselben, die Rosen aber vielblättrig. Ein kleineres, noch vorhandenes, rundes Siegel enthält ohne Schild die gleichen Figuren wie das ältere Siegel, und oben zu beiden Seiten des Kreuzes die Buchstaben S. M. Das jetzige Siegel des Stadtraths in Mergentheim mit dem Kreuz etc. sticht sehr gegen die früheren schön gestochenen Siegel ab. (Württ. Jahrb. 1854. 2. Heft S. 151.)

Beim Zusammenkommen des Tauberflusses und des Wachbachs liegt in lieblicher Weitung, umkränzt von Weinhalden und Waldhöhen, die schmucke, thurmreiche Stadt, eine der freundlichsten und ansprechendsten unseres Landes. „Mergentheim ist ein lebendiges, aufblühendes Städtchen, dabei aber durchaus nicht modernen Geprägs, sondern etwas altfränkisch“, sagt Riehl in seinem Gang durchs Tauberthal (siehe W. F. 7, 193 ff.). Lindengänge, zum Theil aus uralten ehrwürdigen Stämmen, ziehen sich auf dem alten Wall umher und schließen sich im Osten an den großen Schloßgarten, den man mit seinen prächtigen Wipfeln hinter dem großartigen Schloß emporragen sieht.

Gegen Südosten dehnt sich eine weite Ackerlandsfläche, an deren Ende, schön und streng geformt, ein Vorberg mit den stattlichen Trümmern der Deutschordensburg Neuhaus sich erhebt. Im Norden steigt sofort über der Tauber schroff der Ketterberg an, während im Süden und Westen sanfte Bergausläufer zu der in der Thalebene liegenden Stadt sich hinsenken, der südliche mit Weingärten und dem alten Wachthurm, der westliche aber tief herab mit Wald bedeckt, von dessen Saum aus man den schönsten Überblick über die nahe Stadt genießt und weit hinein ins Tauberthal bis Königshofen und Lauda, und bis an die hinter dem Mainthal aufsteigenden blauenden Höhen des Spessarts blickt.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0319.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)