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Türkengassenthurm, den Igersheimerthurm, den Weyprechtsthurm, den Hildebrandsthurm, den Dunzenbachsthurm, den Thüngersheimerthurm und den Hundsthurm.

Von freien Plätzen sind zu nennen: der sog. Schied oder Schütt vor dem Schloß, der Platz vor dem Spital, der Marktplatz, der durch das Rathhaus in den oberen oder Häfnermarkt und den unteren oder großen Marktplatz getheilt wird, endlich der schön angelegte Platz vor dem Bahnhof.

Betrachten wir nun die wichtigeren Gebäude der Stadt.

a. Der Stadtgemeinde gehören:

Die kath. Stadtpfarrkirche zu St. Johannes dem Täufer wurde in den Jahren 1250–70 erbaut in edlem frühgothischem Stil und trägt trotz mehrfacher Veränderungen doch im Ganzen und Großen noch das alte ehrwürdige Gepräge; sie ist eine sehr frühe gothische Anlage, dreischiffig, mit stark erhöhtem Mittelschiff, vieleckig schließendem, schlankem Chor mit Strebepfeilern und hohem, viereckigem Thurm an der Südseite des Chores. Die Fenster sind zum größten Theil verändert; die des Hochschiffes waren klein, spitz (nur noch eines ist erhalten) und mit einfachem, unten offenem Dreiblatt geziert. Der mit alterthümlichen Strebepfeilern besetzte Chor hat nur gegen Osten sein ursprüngliches, leider vermauertes Maßwerkfenster, schön und kräftig aus Rundstäben zusammengesetzt; die gothischen Füllungen der übrigen Chorfenster sind neu eingesetzt. Die Westfront der Kirche hat keinen Eingang, wohl aber erhielt sich hier das hohe viertheilige, mit strengem frühgothischem Maßwerk ausgegliederte Hauptfenster, Profile noch starr, geradlinig, aber der hohe Westgiebel ist noch prächtig besetzt mit in französischer Art sich zurückrollenden Blumenknäufen; diese einfacher am Ostgiebel des Hochschiffes. Der Haupteingang, leider etwas verdeckt, weil das Meßnerhaus darüber hergebaut wurde, an der Südseite der Kirche, ist aufs Reichste gegliedert mit dünnen gothischen Säulchen; um das spitze steinerne Bogenfeld ein schönes Reblaubgewinde, und unten umher zieht ein Saum von herrlichem blumigem Zackenwerk; das zweite Portal an dieser Seite ist einfacher, auch frühgothisch, mit großem Dreiblatt und einem Giebel mit Fialen, und an der Nordseite öffnet sich ein gutprofilirtes Spitzbogenportal mit alterthümlich strengem Christuskopf in der Bogenspitze. Im Innern trennen viereckige Pfeiler das Hochschiff von den niedrigeren Abseiten, die flachgesprengten Rippenkreuzgewölbe desselben stammen aus dem Jahr 1584, die

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0322.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)