Seite:OberamtMergentheim0351.jpg

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Der größte Güterbesitz beträgt 100 Morgen, der des Mittelmanns 25, der ärmeren Klasse 7 Morgen.

Die große Markung hat einen fruchtbaren, in den Thalniederungen tiefgründigen Boden, auf den Höhen Lehm mit Verwitterungen von Kalksteinen; das Klima ist mild, und es gedeihen hier auch alle feineren Gewächse, dem Weinbau schädliche Frühlingsfröste kommen hin und wieder vor; durch das Tauber- und Wachbachthal geht vielfach ein starker Windzug, Gewitter sind nicht häufig und nicht stark, da auf der Westseite der Stadt eine Wetterscheide besteht, Hagelschlag ist selten. Kalksteinbrüche sind auf mehreren Bergen angelegt; eine Gips- und zwei Lehmgruben sind vorhanden.

Die Landwirthschaft, welche sich verbesserter Ackergeräthe bedient, beschäftigt sich mit dem Anbau von Roggen, Weizen, Dinkel, Gerste, auch Haber und es kann hauptsächlich von Gerste, Dinkel und Weizen auch nach außen verkauft werden; dann werden gebaut Hopfen, aber nicht bedeutend, besonders Luzerne, weniger Esparsette, Kartoffeln und Angersen.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt und liefert ein gutes Futter, die Wiesen sind meist zweimähdig, und es können 145 Morgen bewässert werden. Ein kleiner Theil des Futterertrags kann nach außen verkauft werden.

Der Garten- und Gemüsebau dient hauptsächlich für den eigenen Bedarf; der Weinbau ist nicht ausgedehnt, liefert aber ein vortreffliches Erzeugnis, das weithin ausgeführt wird; die besten Lagen sind der Schorren und der Ketterberg. Man pflanzt 3000 Stöcke, vorherrschend Sylvaner und Gutedel, auf dem Morgen, der in guten Jahren 5 Eimer erträgt; die Preise eines Eimers bewegen sich zwischen 30 und 100 Gulden. Der Weinbau ist hier schon alt und war früher verbreiteter.

Die Obstzucht ist im Zunehmen, die Baumgärten mehren sich von Jahr zu Jahr, das Obst geräth in den südlichen und westlichen Niederungen gerne. Mehrere Baumschulen bestehen, wovon zwei im Besitz der Stadtgemeinde, von der auch ein Baumwart aufgestellt ist. Das Obst wird meistens zur Mostbereitung verwendet.

Die Stadt besitzt 1400 Morgen Wald, größtentheils Laubwald, von dessen Ertrag jährlich circa 15.000 M. in die Stadtkasse fließen; außerdem erhält jeder der etwa 375 Bürger jährlich 75–100 Wellen. Außerdem besitzt die Stadt 30 Morgen Exerzierplatz (Wiesen) und etwa 70 Morgen weitere Weidfläche

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0351.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)