Seite:OberamtMergentheim0364.jpg

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aber, in zweiter Ehe an einen Herrn von Lobenhausen vermählt, überwies schon im folgenden Jahr den Deutschherren gegen bestimmte Abgaben ihre gesammten Leibgedingsgüter zu Mergentheim, und bald hatten dieselben durch weitere Schenkungen Seitens der Herren Walther v. Langenburg 1226, Heinrich v. Egersberg 1227, Siboto v. Jagstberg 1229, Konrad v. Krautheim 1245, Heinrich v. Löffelstelzen 1246, Frau Irmgard v. Reichenberg 1260, Hildebrand v. Seinsheim 1269 weitaus den größten Theil von Mergentheim und seiner Markung inne. Als in dem zuletzt genannten Jahr Andreas v. Hohenlohe in Mergentheim starb, war ihm sein jüngerer Bruder Heinrich längst im Tode vorausgegangen. Dieser wurde 1232 Deutschmeister, das ist Gebieter des Ordens in deutschen Landen, zog 1244 siegreich gegen den das Ordensland in Preußen bedrängenden Herzog Swantepol von Pommern, ward dafür zur höchsten Ehrenstelle des Ritterordens, zum Hochmeister gewählt, von Kaiser Friedrich II. 1245 mit den Ordensländern Kurland, Litthauen und Semgallen belehnt und starb nach dieser glänzenden Laufbahn 1249 oder 1250 im Ordenshause zu Mergentheim, nachdem er kaum zuvor noch in Preußen gewesen – der siebente Hochmeister des Deutschordens, der erste, der Mergentheim zu seinem gewöhnlichen Sitz (was es bleibend erst 1526 wurde) ersehen hatte. Andreas erbaute bald darnach, 1255 ff., eine Ordenskapelle, in welcher sein Bruder Heinrich, Andreas selbst und in der Folge noch 8 weitere Genossen des Hauses Hohenlohe ihre Ruhestätte fanden. Wegen Baufälligkeit 1730 abgebrochen und neugebaut, wobei Heinrichs Denkmal zu Grunde gieng, wurde 1854 die Kapelle durch den Fürsten Heinrich von Hohenlohe-Kirchberg restaurirt, der Grabstein des Andreas erneuert und das Jahr darauf von ebendemselben in dem Gotteshaus dem Hochmeister Heinrich ein würdiges Denkmal gesetzt. (Fischer, Hohenl. Gesch. 1, 1, 40 f.)

Neben dem vom Adel so sehr begünstigten Deutschorden konnte der Johanniterorden[1], welcher doch schon vor ihm in Mergentheim sich niedergelassen hatte, nur mäßig gedeihen. Zwar erhielt er allmählich eine schöne Anzahl von Stiftungen in die Kirche, welche von ihm größer und schöner aufgebaut worden ist (s. u.) sowie von Gütern und Gefällen – s. die


  1. H. Bauer, die Johanniter-Kommende zu Mergentheim 1207-1554. W. F. 8, 278 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 364. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0364.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)