Seite:OberamtMergentheim0375.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

(s. S. 289 f.) jetzt aber, 1631–34, für mehrere Jahre die Schweden und den Protestantismus in die Deutschmeister-Residenz brachte, nachdem eben noch ein Ordensgespräch eine größere Summe zum Fortifikationsbau in Mergentheim angewiesen hatte. Einiges über diese Schwedenzeit unter dem Feldmarschall Graf Gustav Horn ist bereits S. 291 f. erzählt. „Wenn man hört, wie das wilde Kriegsvolk bei der Erstürmung der Nachbarstadt Würzburg sich nicht mit Raub und Plünderung begnügte, sondern Greuel und Schandthaten aller Art verübte, so mag man die Verwüstungs- und Vernichtungswuth sich vorstellen, die es an dem Orte ausließ, wo seit alten Zeiten einer der getreuesten Anhänger des österreichischen Kaiserhauses seinen Wohnsitz hatte und von wo erst jüngst wieder der Deutschmeister dahin zu wirken gesucht, da, wo es in seiner Macht lag, die Lutherische Lehre zu vertilgen. So war wohl auch das Kapuzinerkloster, welches der Meister erst einige Jahre zuvor (1628) hatte erbauen lassen, nicht das Einzige, was der gänzlichen Zerstörung durch das Kriegsvolk unterlag“ (Voigt 2, 335 f.) Übrigens war Horns Regiment ein versöhnliches, offenbar auf dauerndes Bleiben bedachtes. Bei der allgemeinen Entwaffnung der Bevölkerung ließ er den Rathsherren ihre Degen; was die Regierung, herrschaftliche Diener und Bürger bei der Annäherung der Schweden nach Speier geflüchtet hatten und dort ein anderes schwedisches Korps fand, als es Speier eroberte, forderte Horn mit Erfolg zurück, freilich ohne verhindern zu können, daß Herzog Bernhard von Weimar den Transport unterwegs noch wegnahm; 1633 beschränkte er die Besatzung von Mergentheim auf etwa 30 Mann; als die katholische Bürgerschaft sich über den Stadtpfarrer Faber (s. u.) beklagte, konnte Horn versichern, daß er bereits den Dominikaner-Prior beauftragt habe, einen würdigen Priester zu bestellen; den katholischen Priestern wurde nur untersagt, das Deutschordische Kreuz zu tragen. In der Hofkirche allerdings wurde evangelischer Gottesdienst eingerichtet unter dem Superintendenten M. Joh. Körber, ein M. Joh. Lütkemann zum Informator bei Hof bestellt und eine evangelische Schule unter dem Präzeptor Joh. Erhard Seitz errichtet. Bald erschien auch ein „Compendium der Kirchenordnung, welche in des Hochwolgeborenen Herrn Herrn Gustav Horn, der Königlichen Kron Schweden Raths und General-Feld-Marschalls, Herrschaft Mergentheimb soll observiret und gebraucht werden.“ Der katholische Stadtpfarrer M. Michael Faber ließ sich für die evangelische

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0375.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)