Seite:OberamtMergentheim0384.jpg

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selbst Erpressungen schaden viel weniger als künftige Nachwehen; jetzt sehe jeder Unterthan die Übermacht des Feindes, die Leiden des Kriegs, die man ihm jetzt nicht erleichtern könne, künftig aber werde man sorgen müssen, daß die Folgen des Kriegs möglichst bald vergessen werden, also sei jetzt der Kredit zu schonen etc. Fast noch stärkere Klagen, als über die Franzosen, mußte der Fürst über seine eigenen Unterthanen vernehmen, die seit der 1788 vorgenommenen Inkorporation aller Balleien in das Hochmeisterthum schwierig waren und ihren Unmuth in Schmähreden über die Ordensherren und Pasquillen gegen die Beamten etc. ausließen. Seit vollends der Lüneviller Friede vom 9. Febr. 1801 den überrheinischen Besitz des Ordens an Frankreich wies, dachte der Hochmeister, obwohl er kaum 45 Jahre zählte, an den Rücktritt. Er ließ durch ein Kapitel in Wien den bald hernach so berühmt gewordenen Erzherzog Karl,[ws 1] Bruder des Kaisers Franz II., zum Koadjutor wählen, machte, als ahnte er sein nahes Ende, sein Testament, in welchem er seinen Neffen Maximilian von Österreich-Este, den nachmaligen Hoch- und Deutschmeister, zum Erben seines großen Vermögens einsetzte, und starb plötzlich am am 27. Juli 1801 zu Hetzendorf bei Wien. In Mergentheim war man ungehalten, daß er im Testament zwar nach Köln und Münster je 10.000 Gulden zu einem Jahrestag vermacht, die Ordensstadt aber übergangen, auch die Dienerschaft mit Ausnahme eines Kammerdieners bloß den Nachfolgern zu Fortsetzung der von ihm ausgesetzten Pension empfohlen hatte. Der ohne weiteres in das Meisteramt vorrückende Koadjutor Erzherzog Karl konnte wegen seiner Dienstverhältnisse gar nicht nach Mergentheim kommen, ließ schon 1803 sich einen Koadjutor in der Person seines Bruders, des Erzherzogs Anton Viktor, beigeben und theilte einfach unterm 27. Mai 1804 dem Landkomthur von Franken mit, daß er die Regierung des Deutschen Ordens und die hoch- und deutschmeisterische Würde seinem Bruder Anton übergebe. Dieser schrieb auf den August 1805 ein Generalkapitel nach Mergentheim aus, zu welchem nur wenige Landkomthure erschienen. Am 8. August fand in der Hofkirche die letzte Inthronisation eines Hochmeisters statt. Die Landkomthurei von Franken wurde dem bisherigen Koadjutor Erzherzog Maximilian von Österreich-Este übertragen und in „einem der umfassendsten und gehaltreichsten Kapitel, die jemals in Mergentheim stattgefunden, unter der weisen Leitung des durch Mäßigung, Milde und den Adel seiner Gesinnung ausgezeichneten Hochmeisters
Anmerkungen [WS]

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0384.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)