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Stadtpfarrer erhielt für sich und den Stadtkaplan eine Naturalbesoldung an Fleisch, Brot, Wein und Holz. Später führte auch der Kaplan eine eigene Haushaltung. 1774 erhielt die 1716 gestiftete St. Rochuskapelle im großen Armenhaus einen eigenen Benefiziaten, als Stiftung für emeritirte Deutschordens-Geistliche. 1778 wurde, insbesondere wegen der Seelsorge im Filial Löffelstelzen, wo den sonn- und feiertäglichen Gottesdienst die Zöglinge des Priesterseminars besorgten, eine zweite Kaplanei (Vikariat) errichtet. Sonntagsprediger in der Stadtkirche waren seit 1636 bis zur Aufhebung ihres Klosters 1809 die Kapuziner; an den vier hohen Festen predigte der Stadtpfarrer. 1798 wurde eine eigene Hofpfarrei errichtet und dem zeitweiligen Direktor des Priesterseminars übertragen; sie gieng aber schon 1809 wieder ein.

Die Rochuskaplanei ist seit 1828 erledigt. Dafür wurde 1847 ein zweiter Stadtpfarrei-Vikar bestellt, bis der Grundstock der St. Rochuskapelle zu Wiederanstellung eines Kaplans ausreichen wird.

Das bischöflich Würzburgische Visitationsrecht in Mergentheim war durch den Auber Rezeß von 1681, welcher einen älteren von 1593 erneuert, dahin beschränkt, daß nur der Bischof selbst oder sein Generalvikar im Beisein eines Ordensritters in der Stadt visitiren durfte und alle bischöflichen Erlasse durch die Ordensregierung an den Pfarrer zu ergehen hatten.

Von den weiteren Kirchen und Kapellen: Hof-, Dominikaner-, Kapuziner-, Spitalkirche, Eck-, Probsthof-, Mariahilf-, St. Wolfgang-, St. Michael-, St. Rochus-Kapelle ist nur die Probsthofkapelle ganz eingegangen, die Ecksche Kapelle Aufbewahrungsort für die reichen Kirchenparamente geworden. Die Hofkirche dient dem evangelischen Gottesdienst. In der ehemaligen Dominikaner- oder Marienkirche wird jetzt für die Latein- und Realschule Gottesdienst gehalten, nachdem sie 1809–15 Gotteshaus der Protestanten, dann viele Jahre Magazin gewesen war.

Der Wirkungskreis der Dominikaner von Mergentheim war ein ziemlich weiter: sie hatten um 1490 in Crailsheim regelmäßig am 1. Sonntag nach Epiphanias Predigt und Kollekte (W. F. 10, 38.) Sie scheinen als Prediger und Lehrer bei der Regierung und dem Volk beliebt gewesen zu sein: denn zweimal, unter Bischof Julius von Würzburg 1574 ff. und während des großen Kriegs 1627, mißlang der Versuch der Jesuiten, sie zu verdrängen. Seit 1700 war ihnen auch der

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 417. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0417.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)