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„Vorzeit und Gegenwart im Frankenlande“ 1843–46, erschienen in Mergentheim.

Eine Buchhandlung besteht in der Stadt seit 1834.




Von namhaften Männern, welche in Mergentheim geboren sind, führen wir an: 1. Den gefeierten Würzburgischen Archivar und Geschichtschreiber Lorenz Fries. Geboren in Mergentheim 1491, trat derselbe, nachdem er auf den Hochschulen zu Leipzig, Wien und Wittenberg (hier 1518) studirt und sich in Wien die Würde eines Magisters der freien Künste erworben hatte, als Geheimschreiber in die Dienste des Würzburgischen Fürstbischofs Konrad v. Thüngen und bekleidete dieses Amt, 1525 mit dem Titel eines Raths beehrt, auch wiederholt mit kleinen Lehengütern bedacht, unter drei Fürstbischöfen bis zu seinem am 5. Dezember 1550 erfolgten Tode. Vermöge seines Amtes stand Fries nicht nur an der Spitze des Fürstbischöflichen Archivs und der Kanzlei, sondern seine Stellung war zugleich eine hochpolitische, d. h. er war auch an der Leitung der Staatsgeschäfte und der Führung der politischen Korrespondenz betheiligt. Als der Fürstbischof im Mai 1525 in Folge des Bauernkriegs sich gezwungen sah, seine Residenz zu verlassen, um bei dem Pfalzgrafen Ludwig in Heidelberg eine Zufluchtsstätte und Hilfe zu suchen, hat ihn Fries begleitet und ist circa 4 Wochen später mit den sieghaften Fürsten wieder nach Würzburg zurückgekehrt. Auch auf der blutigen Rundreise, die der Fürstbischof nach Niederwerfung des Aufstandes in Begleitung des Nachrichters durch sein Hochstift unternahm, hat sich Fries an seiner Seite befunden. Im Jahr 1530 treffen wir Fries auf dem Reichstag zu Augsburg, weiterhin in einer diplomatischen Mission in Prag und Wien, endlich in einer Mission bei Kaiser Karl V. in Worms, wo er mündlich den Standpunkt seines Herrn gegenüber der Bildung einer Liga gegen die Schmalkaldischen Bundesverwandten zu vertreten hatte. Was Fries als Archivar geleistet, können die Fachmänner noch heute nicht genug rühmen; „die unzähligen Daten der verschiedensten Art aber, welche er in seinen Archivalbänden in Tausenden und aber Tausenden von Urkunden gefunden, blieben ihm nicht als solche lose und ungefügt neben einander liegen, sie schloßen sich in seinem Geiste unter höhere Einheiten zusammen, und daraus trieben jene herrlichen literarischen

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 428. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0428.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)