Seite:OberamtMergentheim0434.jpg

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Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Das Pfarrhaus ist sehr alt und ist zu 2/3 von der Gemeinde, zu 1/3 von der Filialgemeinde Herbsthausen zu unterhalten; das vereinigte Schul- und Rathhaus wurde im J. 1768 erbaut, in den Jahren 1841 und 1869 vergrößert; an der Schule unterrichtet ein Lehrer. Außerdem besitzt die Gemeinde ein Armenhaus.

Trinkwasser lieferten nicht immer hinreichend ein laufender Brunnen, einer, der mit einem Handeimer geschöpft wird, und 22 Pumpbrunnen; die meisten Brunnen hatten einen Beigeschmack und Wassermangel war schon oft eingetreten; durch eine in neuester Zeit errichtete Wasserleitung ist diesem Übelstand abgeholfen worden. [ER 1] 1800 Meter nordöstlich von Adolzhausen lag ehemals der Weiler Schönthal, der 1631 durch die Scharen Mansfeld’s zerstört wurde. Die daselbst befindliche Quelle wurde von Baurath Dr. Bruckmann untersucht und sowohl nach Quantität als Qualität und Lage sehr zweckdienlich befunden. Gestützt auf dieses Gutachten wurde im Juni 1879 zur Ausführung geschritten und die Leitung im Oktober vollendet. Von der frischgefaßten, überdeckten Quellstube führt eine 1175 Meter lange Röhrenleitung, bei 20 Meter Gefäll in das südöstlich vom Orte angebrachte Sammelbassin. Dieses Reservoir, unterirdisch wasserdicht gemauert und ringsum mit einem Betonmantel versehen, hält bis zum Wasserspiegel 200 Hktl. Von da führt eine 50 Centimeter weite Röhrenleitung das Wasser den 3 aufgestellten Brunnen zu, die gegen Wasserverschwendung mit Selbstdruckvorrichtungen versehen sind. Zu Feuerlöschzwecken sind an den drei Brunnen Feuerhahnen angebracht, mittelst deren man die Spritzen speisen oder nöthigenfalls spritzen kann, da der Druck von dem 22 Meter höher liegenden Bassin aus ein bedeutender ist. Die Ausführung besorgte Oberamtswerkmeister Kauffmann. Außerhalb des Orts auf der Markung sind viele gute Quellen; sie befinden sich meist in den Wiesen, so eine Hauptquelle im Thal, eine noch ausgemauerte mit herrlichem Wasser im verödeten Weiler „Schönthal“, eine im sog. „Drachenbronnen“, dann gegen Hollenbach hin der „Heinbronnen“, gegen Herbsthausen hin der „Heimatsbronnen“. An der Vizinalstraße nach Hollenbach liegt ein kleiner See, der abgelassen werden kann; über die Markung fließt der Aspach, der selten und dann ohne Schaden anzurichten, austritt.

Vizinalstraßen gehen auf der Markung von hier nach Pfitzingen und bis auf die Staatsstraße, die von Herbsthausen einentheils nach Hollenbach (OA. Künzelsau), anderntheils in das Oberamt Gerabronn führt. An der Markungsgrenze zwischen hier und Pfitzingen befindet sich ein Brückchen, das je hälftig von beiden Gemeinden zu unterhalten ist.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind gut. Der Vermöglichste besitzt 100 Morgen Feld und 30 Morgen Wald, der Mittelmann 50 beziehungsweise 10, die ärmere Klasse 5 beziehungsweise 2 Morgen. Der Grundbesitz auf fremden Markungen ist ganz gering.

Die Haupterwerbsquelle bildet Feldbau und Viehzucht; die nöthigsten Handwerke sind aber im Ort vertreten, auch bestehen 2 Schildwirthschaften und 1 Kramladen.

Die große Markung hat einen vorherrschend fruchtbaren, aus Lehm und Sand gemischten, mitunter auch thonigen, meist tiefgründigen Boden; das Klima ist mild, Sturm und Hagelschlag sind selten, mitunter kommen Herbst- und Frühlingsfröste.

Die Landwirthschaft ist in gutem Zustand; außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln kommt noch Gips, Kompost und


Anmerkungen [ER]

  1. S. 434 Z. 12 füge bei:… Siehe Berichtigungen und Ergänzungen, Seite 836.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 434. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0434.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)