Seite:OberamtMergentheim0439.jpg

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beide Thälchen hinein. Die ziemlich geraden und gehörig breiten wohlgekandelten Ortsstraßen, die reinlich gehalten sind, und mehrere freie Plätze geben ihm ein freundliches Ansehen.

Die im Südwesten samt dem Schulhaus erhöht gelegene Kirche wurde 1778/79 neu erbaut und hat den Thurm im Osten, derselbe zeigt am östlichen Fenster seines ersten Stocks, in das Gitter hineinschmiedet, die Jahreszahl 1778. Das in neuester Zeit ansprechend wieder hergestellte Innere der Kirche ist hell, hoch und geräumig und besitzt auf der im Westen sich erhebenden Empore einen spätgothischen Flügelaltar; außen auf den Flügeln mit dem englischen Gruß, einem schönen Gemälde mit reichem landschaftlichem Hintergrund, innen auf den Flügeln sieht man links die Geburt Christi und Anbetung durch die drei Weisen, rechts Beschneidung und Darstellung im Tempel. Im Schrein steht, in Holz geschnitzt, anmuthsvoll Maria mit dem Kinde, und neben ihr standen zwei Heilige, St. Jodokus und ein Bischof, die sich jetzt in der Sammlung im Rathhaus zu Mergentheim befinden. An der Emporenbrüstung sind König David, die vier Evangelisten und die 12 Apostel in Öl gemalt; dieselben wurden nach einer noch vorhandenen Heiligen-Rechnung im Jahre 1670 von einem Mergentheimer Maler gefertigt. An der Südwand der Kirche steht ein Grabdenkmal mit folgender Inschrift:

Anno 1696 den 7. Novembris ist der Hochwürdig Wohlgeborne Herr Stephan Franz von Newhoff des Hohen Teutschen Ordens Ritter und gewessener Comenthur zu Griffstett im Herrn entschlaffen, dessen Seel Gott gnädig sein wolle.

Außerdem besitzt die Kirche noch ein hübsches Tragkreuz von Holz, mit Christus am Kreuz.

Der oben achteckig werdende und mit einem geschieferten Zwiebeldach bedeckte Thurm enthält in seinem ersten Geschoß die Sakristei, darüber in einem feuerfesten Gewölbe das Archiv, worin sich in einer alten, großen, stark mit schönen gothischen Schmideisenbändern beschlagenen Truhe eine Menge alter Urkunden (s. u.) befindet.

Von den vier Glocken wurde die größte, mit dem Brustbild des Königs Wilhelm geschmückte, gegossen von Glockengießer Friedrich Claus in Bütthard 1845, die zweite, mit Christus am Kreuz gezierte, von (demselben) Friedrich Claus und Söhne in Heidingsfeld 1867 und trägt noch die Inschrift: „Ehre sei Gott in der Höhe.“ Die dritte gestiftete (s. u.) Glocke ist von

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 439. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0439.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)