Seite:OberamtMergentheim0460.jpg

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gebaute steinerne Brücke geht im Ort über die Tauber, außerdem führen noch zwei hölzerne Stege über den Fluß.

Die Vermögensverhältnisse gehören zu den minderen; der vermöglichste Bauer besitzt 60 Morgen Feld und 3 M. Wald, der Mittelmann 20, die ärmere Klasse 2–3 M. Feld. Die Erwerbsquellen bestehen in erster Linie in Feldbau und Viehzucht, in zweiter im Weinbau, in dritter in den Gewerben und dem Obstbau.

Drei Schildwirthschaften, wovon eine mit Bierbrauerei verbunden, und 7 Kaufläden, 3 mit Spezerei- und 4 mit Ellenwaren, sind im Ort; Schreiner, Zimmerleute und Maurer sind am stärksten vertreten und arbeiten auch viel nach außen. – Eine Ziegelei wird mit gutem Erfolg betrieben, eine Mahlmühle liegt innerhalb und eine außerhalb des Orts, beide mit je drei Mahlgängen und einem Gerbgang.

Die nicht große Markung hat einen mittelfruchtbaren Boden, auf den Höhen ist er sandig, in der Niederung lehmig; einige Lehmgruben, eine Letten- und eine Sandgrube sind auf der Markung. Das Klima gehört auch zu den mittleren, die Nähe des Wassers bringt starke Abkühlung in den Sommernächten und häufige Frühlingsfröste und kalte Nebel. Das Thal ist den Nordwest- und Südostwinden zugänglich, Hagelschlag und Gewitter sind selten; letztere werden häufig durch eine südöstlich gelegene Wetterscheide abgewiesen.

Der Zustand der Landwirthschaft ist ein befriedigender und hat gegen früher bedeutende Fortschritte gemacht; die Lage des Orts im engen tiefeingeschnittenen Thal macht die Bebauung der Felder, die größtentheils auf der Höhe liegen, schwierig und umständlich. Verbesserte Ackergeräthe sind im Gebrauch. Man pflanzt vorzugsweise Dinkel und Roggen, dann Gerste, Haber, Kartoffeln und dreiblättrigen Klee. An Gerste wird jährlich 400 Centner verkauft, dagegen kommt viel Mehl und Brot herein. Der Wiesenbau ist beschränkt, das Futter aber gut und kräftig; die meisten Wiesen sind zweimähdig, nur 10 Morgen können bewässert werden und sind in Folge hievon dreimähdig. Futter wird noch zugekauft.

Der Weinbau ist ziemlich bedeutend und liefert einen starken, feurigen, doch nicht sehr haltbaren Wein, der meist ins Bayrische verkauft wird. Preise von 60–110 Mark; der Ertrag eines Morgens steigt bis zu 6 Eimern. Man pflanzt meist Sylvaner, Gutedel, Süßrothe, auch Elbener, – 1800 Stöcke auf den

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 460. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0460.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)