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Morgen, die den Winter über bezogen werden. – Die Obstzucht (besonders Luiken und Zwetschgen) ist nicht beträchtlich, aber im Zunehmen; die Thalfröste sind derselben nicht zuträglich; ein Baumwart ist aufgestellt. Die Zwetschgen werden häufig gebrannt.

Die Gemeinde besitzt 118 Morgen, meist Laubwald, dessen jährlicher Ertrag zu Verabreichung von Besoldungstheilen und zur Heizung von Schul- und Rathzimmer verwendet wird.

Eigentliche Weiden besitzt die Gemeinde 30 Morgen, welche samt der Brach- und Stoppelweide der Gemeindekasse jährlich 750 Mark eintragen; der Pferch trägt 1200 Mark; außerdem hat sie noch einige Güterstücke, welche sie jährlich um 95 Mark verpachtet.

Die Rindviehzucht ist in befriedigendem Zustand, man hält die Heilbronner Race, und hat 1–2 Farren von dieser Race aufgestellt. Die ziemlich stark vertretene israelitische Bevölkerung treibt bedeutenden Viehhandel, mit einem jährlichen Umsatz von 120.000 Mark.

Ein hiesiger Bürger, der die Schafweide von der Gemeinde gepachtet hat, läßt 300 Stück Bastardschafe laufen.

Die Fischerei in der Tauber wird von der Gemeinde jährlich um 13 Mark verpachtet.

Das Stiftungsvermögen beträgt 2400 Mark, darunter 200 fl. für Armenunterstützung, gestiftet von J. G. Vogel und Joh. Michael Kümmerling mit je 100 fl., ebenso 100 fl. von Ochsenwirth Schurz Wittwe, für Schulbedürfnisse der Kinder.

Von Alterthümlichem ist hier zu berichten: der Name der Göttin Holle lebt im Munde der Leute, besonders der Kinder, für die sie als Popanz gebraucht wird, als „Hollenfrau“ fort. Im Klaub (im Tauberthal, 1/4 Stunde vom Ort) soll es spuken, ebenso im „Steinerner Loh“ auf der Höhe zwischen hier und Münster, wo zwei schwarzgekleidete Männer erschienen sein sollen, in denen frühere Schiedgänger erkannt wurden.

Über die Rothenburger Landhecke s. oben S. 314.


Archshofen, nach fränkischer Aussprache des alten Argeshofen = Hof des Argo, befindet sich vielleicht, wenn in der betreffenden Urkunde der Name Autgausisoua verderbt ist, unter den Orten des Tauber- und Gollachgaus, in welchen das Hochstift Würzburg 807 Eigenthum an den Grafen des Gaus, Audulf, gegen Anderes in der Gegend abtrat. Dafür, daß

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 461. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0461.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)