Seite:OberamtMergentheim0468.jpg

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nebst einer Speisewirthschaft und zwei Kramläden sind im Ort, von den Handwerkern Schuhmacher, Schneider und Maurer am stärksten vertreten.

Die mittelgroße Markung hat einen ziemlich fruchtbaren tiefgründigen Boden; die Wiesen sind theilweise naß und bringen saures Futter. Einige Steinbrüche, mit Kalk- und Bausteinen, die auch nach außen abgesetzt werden, und einige Lehmgruben sind vorhanden.

Das Klima ist ziemlich rauh, Fröste sind häufig, ebenso starke Winde, ja Stürme; Hagelschlag zuweilen, aber nicht heftig, die Gewitter kommen zahlreich und entleeren sich gern in den Wäldern.

Die Landwirthschaft wird mit großem Fleiß betrieben, als Dünger kommt auch Guano, Kompost, Asche, Gips etc. in Anwendung, die Dungstätten sind geschlossen angelegt und die Jauche wird in ausgemauerten Gruben aufgefaßt; verbesserte Ackergeräthe sind zahlreich eingeführt. Man pflanzt von den Getreidefrüchten vorherrschend Gerste; Reps, Mohn, Hanf und Flachs wird nicht mehr stark gebaut, häufiger Kartoffeln, Angersen und Futterkräuter. Von Gerste können jährlich 1100 Zentner nach außen verkauft werden, von Weizen 1200, von Roggen 600 Centner. Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt, das Futter nicht besonders, die Wiesen sind zweimähdig, 20 Morgen können bewässert werden. Schöne Gemüsegärten bestehen. Die Obstzucht ist im Zunehmen, späte Äpfelsorten (Mostäpfel) und Zwetschgen gerathen am besten; ein Baumwart ist aufgestellt. Die Gemeinde besitzt 175 Morgen Wald, der über den Holzertrag zum Besoldungsholz für Pfarrer und Schullehrer noch 900–1000 M. der Gemeinde jährlich abwirft. Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden, nur die Brach- und Stoppelweide wird benützt, und trägt der Gemeinde jährlich 530 M., die Pferchnutzung 1700 bis 1800 M. Außerdem hat dieselbe noch eigene Grundstücke, mit einem jährlichen Ertrag von 500 M.

Die Rindviehzucht (Neckarschlag, 2 Farren) ist in ziemlich gutem Zustand, die Viehmastung bedeutend, der Absatz geht auch ins Bayerische und Badische.

Ein fremder Pachtschäfer läßt im Sommer 300 Stück und darüber deutscher Schafe auf der Markung laufen, die theilweise im Ort überwintern. Die Schweinezucht ist minder bedeutend.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 468. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0468.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)