Seite:OberamtMergentheim0483.jpg

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vor sich einen breiten Graben, der an dieser Stelle auch noch vorhanden ist. Beigegebenes Bild, aufgenommen im Sommer 1837, zeigt Creglingen noch mit seinen Thürmen, die Hauptbefestigung lag am Berge, wo sich die Kirche, das Pfarrhaus mit sehr alter Kapelle und das ehemalige Schloß, später Kameralamt, noch jetzt burgartig zusammendrängen. Hier am oberen Thor ragten auch zwei der jetzt gefallenen Thürme beherrschend hinauf.

Die dem hl. Petrus geweihte Kirche stammt in ihrer ursprünglichen Anlage aus dem Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts, wurde aber durch Umbauten im Jahre 1508 und später wieder, 1727, diese Jahreszahl steht über dem Westeingang, beträchtlich verändert und erweitert. Wie schwache Spuren (Dachschrägen) an der Westseite der Kirche zeigen, war die jetzt einschiffige Kirche, einst dreischiffig, mit erhöhtem Mittelschiff und niedrigeren Seitenschiffen; an der Nordseite erhielten sich von den ganz alten schmalen Rund- oder Spitzbogenfensterchen einige, und namentlich an der Südseite zeigen sich alte Trümmer eingemauert. Dann sind die drei unteren Geschosse des im Osten stehenden Thurmes noch echt romanisch und hat derselbe gegen Morgen im Erdgeschoß noch das ursprüngliche, tief eingeschrägte Rundbogenfenster; auch die an den Thurm stoßende Sakristei ist sehr alterthümlich. Das Schiff zeigt gegen Süden Strebepfeiler und einige große, spätgothische, gefüllte Fenster; an einem Strebepfeiler sieht man oben die Jahreszahl 1508, unten eine schön beschriebene Erztafel folgenden Inhalts:

Anno domini MCCCCCLX ist von dem Ersamen Valtin Engler, Burger zu Creglingen kaufft und gestifft, das zwen daczu verordnete am Freitag nach sant Marx des Evangelisten tag Volgents am Freitag nach sant Veits des heiligen Merters tag und dan am Freitag Nach Johannis des Täuffers tag Alwegen nachdem die predig vollendet für drei Drr prots kauffen und das Armen leiten Im Gottes willen geben solen. Dabei auf einem Schildchen seine Hausmarke.

An demselben Strebepfeiler eine zweite Erztafel:

Anno domini M.CCCC.LXXXV (1485) ist von herrn Nicolaus Seemann capplan zu Reiglberg hie kauft und gestift, das die gotshausmeister diser pfarkirchen alle kotember am freitag untterm ambt der hailigen messe ein halb mallter korn verpacken lassen und das armen lewten umb gottes willen geben sullen nach lawt und ynnhallt eins briefs den sie darüber ynnhaben.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 483. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0483.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)