Seite:OberamtMergentheim0493.jpg

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oder minder beschädigt, bis auf den heutigen Tag erhalten haben; es sind vier Altäre und die Chorstühle, letztere jedenfalls vor dem Jahre 1488 angefertigt, denn diese Jahreszahl ist in Röthel an sie hingeschrieben; ihre Brüstungen sind gar schön mit ganz flachgeschnittenen Blättern und Bändern und Wappen, darunter das Ansbachische, geziert.

Vor dem berühmten in der Mitte des Schiffes stehenden Marienaltar seien die drei übrigen, gegenwärtig in der Wiederherstellung befindlichen Altäre angeführt; der Haupt- (Hoch-) altar im Chor, auf schön durchbrochener gothischer steinerner Mensa sich erhebend, hat durch die Zeit sehr gelitten. Rückseite und die Außenseiten seiner Flügel sind durch Einwirkung des Sonnenlichtes fast unkenntlich geworden, das reiche Tabernakelwerk und manche der in Holz geschnitzten Figuren im oben mit prächtigem geringeltem Ast- und Rankenwerk geschmückten Schrein sind verstümmelt oder verschwunden. Im Schrein sieht man die Kreuzigung Christi in vielen runden, mehr als lebhaft bewegten Gestalten; auf den Flügeln innen gemalt in je zwei Feldern, Christus am Ölberg, Kreuzschleppung, Grablegung und Auferstehung, ganz tüchtige figurenreiche, lebendige Bilder.

Der stark verdorbene Seitenaltar, links vom Triumphbogen, Johannes dem Täufer geweiht, enthält im Schrein in gar zierlichen reich vergoldeten Figuren die Vermählung der Maria, Geburt Christi und Anbetung durch die Weisen; auf den Flügeln sind Gemälde und in der Predella drei Brustbilder von Heiligen, vortrefflich geschnitzt; nimmt man dieselben weg, so liest man an der Rückwand den Namen des Verfertigers des Altars: Jakob mülholzer zu Windßheim 1496; außen an der Predella steht gleichfalls 1496.

Der rechte, Johannes dem Evangelisten geweihte Seitenaltar enthält wieder Schnitzwerke und Malereien (wahrscheinlich von Wohlgemuth), in der Predella in Holz geschnitzt das hl. Abendmahl, wobei höchst naturalistisch das Tischtuch ein echtes ist, und zwei hölzerne Becher frei auf dem Tische stehen.

Gehen wir nun über zum Hauptwerk der Kirche, das schon viele Tausende von Wanderern hieher zog in dieses stille Thal und in so manchen einen Funken göttlichen Lichtes legte.

Der Marienaltar (s. nebenstehende Lithographie, Wiederabdruck jener von A. Gnauth nach Aufnahmen von G. C. Wilder im Bd. I. Heft 1 der Jahreshefte des Württemb. Alterthumsvereins) steht inmitten des Schiffes der Kirche, und zwar ganz

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 493. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0493.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)