Seite:OberamtMergentheim0495.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Jahr 1520 ward er erster Bürgermeister in Würzburg; im Bauernkrieg, 1525, aus dem Rath gestoßen, stirbt er hochbetagt und lebensmüde den 8. Juli 1531. – (Das Zunftbuch der ebengenannten St. Lukasbrüderschaft vom Jahr 1501 gibt unter den Lehrlingen des Meisters auch an: Henßlein und Lienhard Fries von Mergentheim und Heinrich Schussler von Newenstat.)

In seinen späteren Werken, z. B. an dem Grabmal des Fürstbischofs Lorenz von Bibra († 1519) im Würzburger Dom, wandte sich Riemenschneider dem neu hereinbrechenden Stil der Renaissance zu.

Kehren wir zurück zum Altare. Derselbe ist gegen 30 Fuß hoch, mit ausgebreiteten Flügeln über 12 Fuß breit, und stellt, – Alles in Holz geschnitzt, – vor: unten in der Predella in meist runden Figuren Anbetung der Könige und Jesus als Knabe im Tempel, in der Mitte halten zwei Engelchen, wie schmerzvoll sich abwendend, ein Tuch, worauf einst ohne Zweifel das Antlitz Christi, man sieht noch die Holznägel, befestigt war, also das Schweißtuch der heil. Veronika; diese zwei Engel sind allein schon werth, stundenlang betrachtet zu werden, und geben allein schon vollgiltiges Zeugnis für die ideale Größe des Werkes. Im Schrein ist das Hauptbild, die Himmelfahrt Mariä, in größerem Maßstab mit runden Figuren. Maria schwebt, von Engelchen getragen, leise himmelwärts von dem Grab empor, aus dem (jetzt verschwundene) Lilien sproßten; das Grab umknieen und umstehen die Gestalten der Apostel, voll Inbrunst und tiefer Bewegung. Reichstes und leichtestes ornamentales Filigranwerk erfüllt den geschweiften Spitzbogen des Altarschreins, und setzt sich fast bis an den Scheitel des Tonnengewölbes fort in prächtigem Tabernakel, das die Krönung Mariä und ganz oben den auferstandenen triumphirenden Christus enthält. Auf den Flügeln erscheinen in flach erhabener Arbeit Maria und Elisabeth, der englische Gruß, Geburt Christi und Darstellung im Tempel. Außen sind die Flügel glatt. Der ganze Altar ist aus Lindenholz und bis auf Augen, Augenbrauen, Lippen und Edelsteine an den Gewändern unbemalt, was Alles von feinster Wirkung ist.

Noch sind in der Kirche zwei große gothische Kruzifixe, wovon besonders das im Triumphbogen stark an den Meister des Marienaltars durch seine Großartigkeit erinnert, sowie links am Triumphbogen eine hölzerne Konsole, die ein hübsches hölzernes Heiligenbild trägt und die Inschrift hat: her. nicolaus. supleî.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 495. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0495.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)