Seite:OberamtMergentheim0498.jpg

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Röhren (mit 2 Hydranten in der Stadt) hereingeleitet. Dann sind noch Quellen bei der Herrgottskirche und der dortigen Mühle. Unterhalb der Stadt auf dem linken Tauberufer sind drei sog. Theuerbrunnen (Hungerbrunnen). Die Tauber und der Herrgottsbach durchfließen die Stadt, der Rimbach durch den nordwestlichen Theil der Markung; sie treten mitunter verheerend aus.

Vizinalstraßen gehen von hier nach Archshofen, weiter nach Rothenburg, nach Münster, Rinderfeld, Nieder-Rimbach und nach Frauenthal, Erdbach und Standorf.

Über den Herrgottsbach führt in der Stadt eine alte steinerne Brücke, an ihrer Brüstung befindet sich eine nicht mehr entzifferbare steinerne Inschrifttafel mit zwei Köpfen.

Die Tauberbrücke wurde anstatt der alten, engen, steilansteigenden steinernen Brücke 1873 aus Stein mit gußeisernem Geländer erbaut; sie hat vier Stichbogen und einen Halbkreisbogen für den Mühlbach. Der ganze Bau, eine Zierde der Stadt, kostete 38.000 Gulden, wovon der Staat 10.750 Gulden beisteuerte. Sämmtliche Brücken und Stege sind von der Gemeinde zu unterhalten.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den mittleren; es gibt viele Leute hier mit bescheidenem Auskommen, doch sind nur wenige ganz ohne Grundbesitz. Die Israeliten haben alle eigene Wohnungen, selten Grundstücke; auch unter ihnen gibt es verhältnismäßig viele, die weniger vermöglich sind. Der größte Grundbesitzer hat 110–115 Morgen, der Mittelmann 25–30, die ärmere Klasse 2–5 Morgen.

Die Erwerbsquellen bestehen in erster Linie in Ackerbau und Viehzucht, dann im Weinbau; die Obstzucht fängt erst seit 10–12 Jahren an sich zu entwickeln und nimmt alljährlich einen größeren Aufschwung. Von Gewerben werden betrieben alle die gewöhnlichen Handwerke, deren Erzeugnisse auch vielfach nach außen Absatz finden; dann bestehen eine Ziegelei, 4 Mühlen, – die Taubermühle zunächst der Tauberbrücke mit 4 Mahlgängen und einem Gerbgang, die drei andern liegen am Herrgottsbach, zwei bei der Herrgottskirche, darunter eine Ölmühle, und eine an der Stadt, mit letzterer ist eine Lohmühle, eine Gipsmühle und eine Schneidemühle verbunden; sie hat, wie die bei der Herrgottskirche, 3 Mahlgänge und einen Gerbgang. Dann bestehen 5 Schildwirthschaften, 5 Bierbrauereien, mit Wirthschaften verbunden, und 16 Kaufläden. Als Nebenbeschäftigung

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 498. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0498.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)