Seite:OberamtMergentheim0499.jpg

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wird im Winter Korbflechten, Fertigen von Rohrsesseln u. s. w. betrieben.

Die ziemlich ausgedehnte Markung hat einen mittelfruchtbaren, meist leichten, nicht tiefgründigen, vielfach steinigen Boden; kleinere Kalksteinbrüche bestehen und bei der Ölmühle im Herrgottsthal eine vorzügliche Lehmgrube. Das Klima ist mild, doch kommen schädliche Frühlingsfröste und kalte Nebel vor, Hagelschlag zuweilen, die Gewitter sind häufig, doch hat die Markung starken Schutz durch die Wälder, namentlich Bockstall und Handbuch.

Die Landwirthschaft ist in gutem Zustand und wird mit verbesserten Ackergeräthen fleißig betrieben; man pflanzt vorherrschend Mengfrucht, d. i. Roggen und Dinkel, Gerste, die sehr gern gedeiht, Weizen und Haber, – dann Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Angersen, Flachs und Hanf zum eigenen Bedarf, Luzerne, rothen Klee und Esparsette. Von dem Ertrag der Gerste und des Habers wird nach außen verkauft.

Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt, das Futtererzeugnis durchaus gut; die Wiesen sind alle zweimähdig, 40–50 Morgen können bewässert werden.

Der Weinbau ist nicht besonders ausgedehnt; man pflanzt 3500–4000 Stöcke, meist Tauberschwarz, Sylvaner, Gutedel, Elblinge auf den Morgen; die Reben werden bezogen, die besten Lagen sind im Thal abwärts der Stadt. Der größte Ertrag beläuft sich auf 6 Eimer, die Preise steigen von 30–140 Mark; die Ausfuhr geht nach Baiern und in die Umgegend; der Weinbau ist stark zurückgegangen.

Im Zunehmen ist dagegen die Obstzucht, das Obst geräth gerne, nur ist es in den niederen Lagen öfters dem Frost ausgesetzt. Eine Gemeindebaumschule mit einem Baumwart besteht.

Die Stadt besitzt 52 Morgen, halb Laub-, halb Nadelwald, deren Ertrag zu Besoldungsholz und zur Heizung von Schule und Rathhaus verwendet wird.

An Weiden besitzt die Stadt 60–70 Morgen, die gut sind und mit einheimischen Schafen befahren werden. Das Weiderecht steht der Gemeinde zu, und ist für jährlich 1425 Mark verpachtet, die Pferchnutzung trägt 1800–2000 Mark; außerdem bezieht die Gemeinde aus eigenen Güterstücken jährlich eine Summe von 1500 Mark.

Die Rindviehzucht (Neckarschlag) ist ziemlich bedeutend, da jeder Grundbesitzer auf Darstellung von Zuchtvieh sein Bestreben

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 499. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0499.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)