Seite:OberamtMergentheim0543.jpg

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gemessen 5 m 18 cm), seine ganze Ausdehnung im Durchschnitt 65 Schritte (über 160 Fuß), abzüglich des Grabens gegen 40 Schritte; und zwar ist der Wall vom Graben aus gemessen 20 Fuß, von innen 14 Fuß hoch, dazu noch außen mit gut erkennbarer „Bärme“, einem wagrechten Absatz, versehen. Eben dieser innere Wall läuft auf dem ebenen Felde, dem sog. Grabenbuck, schnurgerade und sein Graben endigt an der tiefen Schlucht, die zu der Holdermühle hinabführt. Der vordere Wall ist etwas bogenförmig gegen vornen ausgebogen, so daß er sich in der Mitte ziemlich weit vom inneren Wall entfernt (s. die Karte). Der innere Wall zieht sich in seiner nordwestlichen Richtung, gerade auf der Kante der Bergfläche, über der Schlucht, natürlich jetzt ohne Graben, noch etwa 400 M. weiter fort, biegt dann an der Ecke, hoch über der Holdermühle, gegen Nordosten und verläuft allmälig oben an dem schroff nach der Tauber abstürzenden Berghang; auf den übrigen Seiten war kein Wall nöthig.

Dies ist der Zug des inneren Walles im Ganzen und Großen, aber gerade bei der Nordwestecke springt er, immer der felsigen Bergeskante folgend, vor und zurück, und zwar, erst von der langen nordwestlichen Richtung plötzlich scharf gegen Südwest, folgt dann wieder der früheren nordwestlichen Richtung, bis er sich um die Ecke biegt. Eben am Anfang dieser letzten Umbiegung (in die Nordostseite) zieht, einen tiefen Hohlweg bildend, der alte, noch erhaltene Eingang herein, mit zwei einspringenden auch aus Erde und Steinen aufgeworfenen Thorflügeln, die an ihren inneren Enden durch einen niedigeren Querwall, den eigentlichen Eingang, verbunden sind. Diese Stelle wird heute noch vom Volk das „alte Thor“ genannt. Ganz dieselbe Art der sich lang gegen innen ziehenden verschanzten und leicht zu vertheidigenden Thoreingänge findet man am Heidengraben bei Grabenstetten, OA. Urach. Ziemlich vor dem Eingang legt sich auf der gegen die Schlucht hinabgeneigten Fläche ein Vorwall schützend vor.

Der oben genannte äußere Wallgraben hört nicht an der Holdermühleschlucht auf, sondern läuft noch lang hin an ihrer linken Seite, so daß die Schlucht selbst zwischen ihm und dem inneren Wall zu liegen kam und so wieder eine Vertheidigungslinie bildete. Die Wälle bestehen auf der ebenen Fläche aus Erde, am felsigen Rande hin zum Theil aus großen wild aufeinander geworfenen Steinblöcken, auch scheinen die Abhänge des

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 543. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0543.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)