Seite:OberamtMergentheim0554.jpg

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Markung ist quellenreich, dann fließt durch den Mutterort ein Bach ohne Namen, der jedoch nur durch den Regen gespeist wird. Einige Weiher, darunter einer mit Karpfen, bestehen noch; zwei zwischen hier und Frauenthal, der „See“ und der „alte See“, sind jetzt eingetrocknet und in Acker- und Wiesengrund verwandelt (s. auch bei Frauenthal).

Vizinalstraßen gehen von hier nach Creglingen und Frauenthal; auch sind verschiedene kleinere Brücken und Stege auf der Markung.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind gut; die vermöglichsten Bauern besitzen 60–140 Morg., der Mittelmann 15–50 Morg., die ärmere Klasse 3–15 Morgen; die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und Gewerben. In Freudenbach besteht eine Schildwirthschaft und eine Bierbrauerei mit Schildwirthschaft, in Erdbach eine Schildwirthschaft mit Ziegelei. Ein Krämer und ein Wetzsteinhändler sind vorhanden; am stärksten vertreten ist das Steinhauergewerbe und arbeitet auch nach außen; so befaßt sich Steinhauer Keller in Erdbach mit Fertigen von Grabsteinen.

Die ziemlich große Markung hat einen meist aus Lehm und Sand gemischten, mittelfruchtbaren, milden, wiewohl nicht tiefgründigen Boden. Die auf der Markung liegenden berühmten 6 Steinbrüche und ein weiterer bei Erdbach mit Lettenkohlensandstein, 50–60 Fuß tiefen Felsen, liefern weithin Bau- und Schleifsteine (z. B. schon zum Ansbacher Schloß) und bilden eine besondere Einnahmsquelle des Orts. Auch Kalksteinbrüche sind vorhanden.

Das Klima gehört zu den mittleren, schädliche Frühlingsfröste und kalte Nebel treten öfters ein; seit einigen Jahren mehr Hagelschlag als früher, auch fehlt es nicht an Gewittern, doch fürchtet man sie wenig, wenn sie von Westen herkommen, weil sie dann gerne rechts oder links abschwenken und keinen Schaden bringen; starken Winden ist die hochgelegene Gegend häufig ausgesetzt.

Die Landwirthschaft wird fleißig betrieben; durch Kompost, Asche und Führen von gutem Boden von den Wiesen auf die Äcker wird der Boden zu verbessern gesucht; die Düngerstätten sind meist noch alten Stils. Man pflanzt Weizen, Dinkel, Haber, Gerste, Wicken, Erbsen, Linsen; Gerste und Haber sind vorherrschend, dann Kartoffeln und Flachs; der Futterkräuterbau ist bedeutend, darunter verschiedene Kleearten (auch schwedischer)

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 554. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0554.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)