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häufigsten. Verbesserte Ackergeräthe, darunter viele Futterschneidmaschinen und 7 Dreschmaschinen, sind im Gebrauch. Man pflanzt ziemlich gleichmäßig Roggen, Weizen, Dinkel, Gerste und Haber, und kann noch nach außen verkaufen. Der Futterkräuterbau ist von Bedeutung, ebenso der Wiesenbau, das Futter großentheils gut; die Wiesen sind meist zwei-, wenige auch dreimähdig. Auch die Obstzucht, rauhere Sorten, ist im Zunehmen. Ein Baumwart wurde von der Gemeinde aufgestellt.

Aus der Brach- und Stoppelweide nimmt die Gemeinde jährlich 650 M., aus der Pferchnutzung 1200 M. ein, dann aus verpachteten Güterstücken 333 M.

Die Pferdezucht (Landrace) wird wenig betrieben und nimmt ab; Arbeitspferde werden ziemlich viele gehalten. Die Rindviehzucht ist in gutem Zustand und besser als in manchen anderen Orten, man hält eine Kreuzung von Neckar- und Simmenthaler-Schlag und hat einen Farren von ersterer Race aufgestellt. Die Viehmastung ist bedeutend, der Absatz geht meist an Händler in der Gegend von Mannheim.

Ein Ortsschäfer und Privatleute lassen jährlich 300 Bastardschafe auf der Markung laufen. Schweinemastung und Geflügelzucht (Gänse und Hühner) ist nicht von Belang.

An die Schlacht von Herbsthausen (s. S. 293 ff.) knüpfen sich verschiedene Flurnamen und Sagen, auch sieht man im Wald rechts von der Heerstraße, von Herbsthausen nach Riedbach, die Überbleibsel, Gräben und Wälle des Türenn’schen Lagers. Flurbenennungen sind der „buchene Stock“, der noch gezeigt wird: hier habe Türenne beim Beginn der Schlacht seinen Stock in die Erde gesteckt. Später schlug dieser aus und ward zum Baum und als er alt und morsch wurde, setzte man einen frischen, der noch lustig fortwächst. Unweit, südwestlich davon, war der „spitzige Baum“, worunter Türenne bei der Schlacht gestanden sei, der aber vor einigen Jahren ein Raub der Flammen wurde. In der Richtung von Nordwest nach Südost führt die sog. Kaiserstraße (s. o.) über die Markung.


Herbsthausen, alt Herewigeshusen = zu den Häusern eines Herewig, Herwig, erscheint von Anfang an (wohl als Reichslehen, worauf die Benennung Kammerforst 1219 weist) im Besitz der Herren von Hohenlohe, welche den Wald Kammerforst 1219 und Gilten im Ort 1313 an den Deutschorden abtraten.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 571. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0571.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)