Seite:OberamtMergentheim0574.jpg

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Hagel begleitet; in der Nähe der Markung ist eine Wetterscheide, der Wald gegen Süden „das Hochholz“, wo sich die Gewitter vertheilen und rechts und links abziehen. – Kalksteinbrüche und Lehmgruben sind vorhanden.

Die Landwirthschaft wird gut und zum Theil mit verbesserten Ackergeräthen betrieben; über den eigenen Bedarf können noch 100 Schffl. Roggen, 300 Schffl. Dinkel, 1000 Schffl. Gerste und 50 Schffl. Haber nach außen verkauft werden. Der Futterkräuterbau wird hier ausgedehnt betrieben, namentlich mit den verschiedenen Kleearten und Angersen.

Der Wiesenbau ist auf die schmalen Thalsohlen beschränkt, trägt aber viel und gutes Futter; die Wiesen sind alle dreimähdig und 80 Morgen können bewässert werden. Futter wird noch zugekauft.

Der Weinbau ist ziemlich ausgedehnt, man pflanzt 3000 Stöcke (Östreicher, Gutedel, Süßrothe oder die sog. Vorbachtraube, Elblinge) auf den Morgen und bezieht sie den Winter über. Die oberen Lagen sind die geschätztesten; der Wein ist gut, höchster Ertrag eines Morgens 6 Eimer; die Preise gehen von 20–50 Gulden.

Die Obstzucht (Tafel- und Mostobst) hat in neuerer Zeit bedeutend zugenommen; ein besonderer Baumwart ist aufgestellt.

Die Gemeinde besitzt einige Morgen Wald, der jährlich 20–25 Gulden einträgt; außer der Brach- und Stoppelweide hat die Gemeinde noch 15–20 Morgen, auch als Weide benützte Allmanden, und bezieht aus der Weide jährlich 625, aus dem Pferch 600 Gulden Pacht. Auch einige Güterstücke besitzt die Gemeinde, die theils dem Farrenpächter theils dem Schafweidepächter zugewiesen sind.

Hohenlohe-Bartenstein besitzt auf der Markung 268 Morgen Laubholz.

Die Rindviehzucht (meist Neckarschlag) ist gut, der Handel mit Vieh ziemlich ausgedehnt. Ein Pachtschäfer im Ort läßt im Sommer 200, im Winter 100–150 Stück deutsche Schafe auf der Markung laufen.

Nach einer alten Sage stand auf der Flur „im Greifenbronnen“ ein Weiler; Überreste von Gewölben sind vorhanden. Auf der Grenze zwischen hier und Apfelbach zieht nordwärts eine alte Straße, die weiterhin vor Markelsheim „Rheingasse“ heißt und nach Frankfurt führte.


Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 574. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0574.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)