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Die dritte Glocke ist gegossen in Würtzburg 1781.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege. Auf dem Kirchberg stand die eigentliche Pfarrkirche zu Sankt Martin, die zu Anfang dieses Jahrhunderts abgebrochen wurde; sie soll zu Karls des Großen Zeit und von ihm erbaut worden sein. Die jetzige im Ort gelegene Pfarrkirche soll eine Klosterkirche und ein naheliegendes Haus das Frauenkloster gewesen sein. Der Friedhof wurde im Jahr 1834 außerhalb des Orts neu angelegt; an der Stelle stand früher eine der Familie Balbach gehörige Kapelle. Das 1754 erbaute hübsche Pfarrhaus hat der Staat zu unterhalten.

Das erste Schulhaus wurde 1832 bedeutend vergrößert, das zweite, das 1856 als Privatgebäude neu aufgeführt wurde, 1873 zur Schule eingerichtet; in beiden Schulhäusern befinden sich die Lehrerwohnungen; auch eine Industrieschule besteht.

Das Rathhaus, 1852 durchgreifend und ansprechend wiederhergestellt, stammt aus alter Zeit und hat noch ein spitzbogiges Pförtchen. Ein Armenhaus und ein Schafhaus besteht.

Das frühere Pfarrhaus soll ein Schloß gewesen sein, ist jetzt in Privathänden; an ihm sieht man hübsch in Stein gehauen Johannes mit Adler und Kelch; umher steht auf einem Band: Neuminster St. Johannes Ehvang. Stift. 1699.

Am Ausgang des Orts, an der Straße nach Markelsheim, steht ein großer steinerner Bildstock im Renaissancestil, laut Inschrift gestiftet 1617 von Bartholomeus Lang, Bürger zu Igersheim. Man sieht darauf Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, ferner den Stifter und seine Frau und eine Unzahl von Kindern.

Sehr gutes Trinkwasser liefern im Überfluß 6 laufende und 40–50 Schöpfbrunnen; der hübsche gothische marmorne Marktbrunnen trägt die Jahreszahl 1869. Auch die Markung hat treffliche Quellen; wir nennen den Angelbrunnen, Löffelsgraben und die Erlenbachquelle. Desgleichen befindet sich in der Parzelle Holzbronn eine starke Quelle. Auch Hungerbrunnen kommen vor. Dann fließen über die Markung die Tauber, der Erlenbach, der Harthäuser und der Neuseßer Bach.

Die Staatsstraße von Mergentheim nach Würzburg geht durch den Ort, die Eisenbahn von Weikersheim nach Mergentheim, mit Stationsgebäude Igersheim, berührt den Ort im Süden.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 582. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0582.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)