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Wolfgang von Gots Gnaden Administrator des Hochmeistertums in Breussen, Meister Teutsch Ordens in Teutschen und Welschen Landen, Probst und Herr zu Ellwangen 1546.

Eine breite dreibogige Steinbrücke führt jetzt hinüber zu diesem Thor, am Geländer steht: Dise Bruggen neu erbaut im Jahre 1751.

Graben und Umfassungsmauer ist mit Thürmen und Rondelen in mächtigem Umfang noch erhalten, im Graben Obstbäume und Schlinggewächs. Noch stehen an der Umfassungsmauer fünf Thürme aufrecht; einer davon rechts vom Thor ist sehr stark, mit Kanonenluken versehen und rund wie die übrigen; dann an der Westecke ein halb zerstörter, breiter Rundthurm mit 10 Fuß dicken Mauern, Kanonenluken und Resten von Gewölben. Ein Thurm an der Südseite wurde niedergelegt.

Das geräumige Innere der Burg ist ganz verwüstet bis auf den einen sehr alten hohen Rundthurm, an dessen Seite sich die Trümmer des eigentlichen Schlosses, jetzt mit öden Fensterhöhlen, erheben. Das Gebäude zeigt noch im Renaissancegeschmack gehaltene wagrechte Gurten und, angelehnt an den großen Thurm, ein rundes Wendeltreppenthürmchen mit ausgebrochenen Stufen: dann sieht man hier den gegen 8 Fuß im Licht weiten, trefflich gearbeiteten, bis dahin wo der Kalkfels beginnt, rund ausgemauerten Ziehbrunnen, jetzt noch zweihundert Fuß tief, soll aber ursprünglich 336 Fuß tief gewesen sein. Der große Rundthurm (Bergfried) ist jedenfalls der älteste der ganzen Anlage, 90–100 Fuß hoch, mit dem Eingang 30 Fuß über der Erdfläche; hier noch mit 8 Fuß dicken Bruchstein-Mauern, darunter ein Korbgewölbe. An einem Stein im Hof steht 1557.

Der Raum, den nicht die Pächterwohnung und einige langgestreckte Ökonomiegebäude einnehmen, wurde in neuester Zeit zu hübschen Anlagen umgeschaffen. Für den Pächter wurde 1870 auf Staatskosten mit einem Aufwand von 20.000 Mark eine Wasserleitung mit Pumpwerk vom Fuße des Kitzberges nahe der Tauber (durch Ehmann) eingerichtet. – Noch wäre zu bemerken: im Graben steht in der Nähe des Thors rechts davon auf einem Stein die Jahreszahl 1551, und in der Ringmauer sieht man links vom Thor auf einem Steine eine zur Unleserlichkeit verwitterte Inschrift in Minuskeln. Die Aussicht von der Burg herab ist sehr lieblich, die nächste Umgebung mit Haide und einsamen Bäumen still und kahl. –

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 593. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0593.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)