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Auf der Franciskusglocke steht:

Des höchsten Gottes Lob zu mehren
Und Christi Wunden zu verehren,
Wie auch Mariä Schmerz und Pein,
Soll stets mein Klang gewidmet sein.
Durch mich soll man zu allen Zeiten
Franciskus Heiligkeit ausbreiten,
Der Jesu Wunden in der That
An Herz, Händ, Füß empfangen hat;
Er laß das Haus von Hazfeld bleiben,
So lang man wird die Zeit beschreiben,
Graf Franz schütz er noch lange Jahr,
Von ihm sei fern alle Gefahr.

Der Verfasser der beiden Verse war Pater Seyfried.

Vor einigen Jahren wurde aus freiwilligen Beiträgen, sowie durch ein Legat der Prinzessin Leopoldine zu Hohenlohe-Jagstberg, gestiftet zu Anstellung eines Geistlichen und Verpflichtung der Lesung einer wöchentl. Messe, – im Betrag von 1500 Gulden, – eine hübsche Wohnung für einen Geistlichen südlich bei der Bergkirche erbaut und ein ständiger Vikar darin bestellt. Weiter gegen Westen liegt dann aus früherer Zeit das Meßnerhaus.

Von der Bergkirche führt durch den Wald ein steiler Staffelweg, der mit 14 Stationen besetzt ist, in das Thal herab. Es sind 14 gute Reliefbilder aus Papiermaché, gefertigt zu Dijon in Frankreich. In der Mitte des Wegs steht ein alter Bildstock: Anno domini 1609. Gott zu Ehren etc. hat Valentin Gering, Vogt zu Lauttenbach, diß Pflaster gelegt und disen Bildstock beygesetzt. orate pro eo.

Kehren wir nun zum Ort Laudenbach zurück. Am Fuße des Hügels, worauf die Kirche steht, liegt schön unter Reben und Obstbäumen das 1728 erbaute, vom Staat zu unterhaltende Pfarrhaus.

Dann aber liegt auch unterhalb der Kirche, an der Südseite des Orts, das ehemalige Schloß, ein von einer Mauer geschirmtes Wasserschloß, das noch von dem breiten und tiefen Graben mit Wall umgeben wird. Das Hauptgebäude ist unscheinbar, aber alt und malerisch, hochaufsteigend; im Innern ein hübscher Renaissanceeingang mit A. D. 1576, über der Thüre in den ehemaligen Rittersaal steht in gothischer Schrift: maria vincat olim et nunc. Neben dem Schloß der Speicher, daran eine hübsche steinerne Renaissancetafel: Julius D. G. Eps.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 607. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0607.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)