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Stalldorfer Baches; man findet dort noch viele Bausteine. Östlich vom Ort, auf dem Wartberg, findet man noch Reste eines Wartthurmes. Auf der Markung liegt der öde Weiler Niederhausen; „Scheinhof,“ „Spechtshof,“ „Schüleshof,“ „Poppelsbronner Hof“ sind Namen abgegangener Höfe. Im Niederhauser Grund, wo es spuken soll, wurde das Gerippe eines Reiters samt Roß ausgegraben. Nicht unwichtige Namen mögen sein: Schelmenklinge, Osterberg, in der Kirch, Kappelholz.


Nassau, alt Nassaha, Nassa, Nassach etc., im Volksmund noch heute Nassich, = Ort am Wasser (aha, ach) das die Umgebung durch Austreten etc. naß macht; erscheint erstmals im Beginn des 12. Jahrhunderts unter den Besitzungen, welche durch die von Röttingen, wohl nur vorübergehend, an das Kloster Hirschau kamen. Seit dem 13. Jahrhundert sind, neben einem selten erwähnten Ortsadel unter Würzburgischer Lehensherrschaft, die Hohenlohe im Besitz des Orts. Einzelnes hatten zeitweilig Kloster Bronnbach (1298) und Konrad v. Weinsberg, der Gatte der Hohenlohe-Brauneck’schen Erbtochter, welcher seinen Besitz vorübergehend an Mainz, Würzburg und die Pfalz verpfändete (1422 f.). Auch den Zehnten, welcher, nach verschiedenen Belehnungen durch Würzburg, im 15. Jahrhundert an das Kloster Tückelhausen zwischen Ochsenfurt und Würzburg kam, erwarb im 16. Hohenlohe.

Ein Pfarrer, Konrad, wird erstmals 1293 genannt, seit 1403 neben dem Pfarrer auch ein Frühmesser. Ev. Pfarrer: Peter Kleyber 1556. Gregor Schwarzenberger (Schnarrenberger) vordem Mönch in Schönthal, 1571. Theodorich Wassermann aus Ungarn 1585. Wilh. Raup 1590. Joh. Kehrer 1597. M. Matthä. Schiller von Augsburg 1607 (Stammvater der zahlreichen Pfarrersfamilie Schiller). Haupert Kreß 1612. M. Ge. Bien von Nördlingen 1627 (wurde 1641 von der Deutschordischen Regierung abgesetzt, weil er den von derselben eingeführten neuen Kalender nicht annehmen wollte). Sim. Matthä. Schiller (des Obigen Sohn) 1641. Joh. Fried. Will von Schmalkalden 1652. M. Joh. Ge. Mose von Ordruf 1655. Ulr. Stosser 1664. Joach. Horn 1669 (war zuvor Stadtpfarrer in Weikersheim; als solcher mußte er dem Grafen Wolfgang Julius im Jahr seiner Vermählung nach der Sitte der Zeit ein astrologisches Bedenken ausfertigen und die Nativität stellen, was Horn mit Humor ausführte. Fischer, Hohenl. Gesch.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 640. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0640.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)