Seite:OberamtMergentheim0720.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die Gegend ist starken Winden ausgesetzt, Hagelschlag zuweilen strichweise.

Die Landwirthschaft ist in gutem Zustand, verbesserte Ackergeräthe sind eingeführt, von den Felderzeugnissen kann noch verkauft werden; man pflanzt vorherrschend Gerste, von den Futterkräutern Klee; der Wiesenbau ist nicht ausgedehnt, ebenso der Weinbau; am Sommerberg sind die besten Lagen, der Wein ist lieblich, doch steht er hinter dem von Elpersheim und Markelsheim zurück. – Früher wurde auf der Winterseite mehr Wein gebaut, was aber seit den vierziger Jahren abgekommen ist.

Die nicht gerade bedeutende Obstzucht nimmt zu, das Obst geräth nicht gerne, man pflanzt hauptsächlich Bietigheimer Äpfel, Pelzreinetten, Mostäpfel, dann Reinbirnen, Tafelbirnen, Zwetschgen; eine Gemeindebaumschule besteht, und ein Baumwart ist aufgestellt.

Die Gemeinde besitzt etwa 400 Morgen Laubwald, die jährlich 68 Klafter und 480 St. Wellen abwerfen; hieraus erlöst die Gemeindekasse jährlich 3400 M., aus der Brach- und Stoppelweide 1700 M., aus der Pferchnutzung 600 M., aus eigenen Güterstücken 160 M.

Die Rindviehzucht ist wegen Mangels an Wiesen nicht besonders ausgedehnt, man hat drei Farren vom Heilbronner Schlag aufgestellt. Ein Pachtschäfer läßt das Jahr über 400 St. Bastardschafe auf der Markung laufen.

Die Standesherrschaft Hohenlohe-Langenburg hat das Fischrecht in der Tauber und im Nassauer Bach, welcher Forellen führt, und verpachtet dasselbe um 30 M. jährlich.

Von besonderen Stiftungen sind zu nennen: die Pistorius’sche Stiftung mit 18.571 M., zu Lehrzwecken, Bereicherung der Ortsbibliothek etc.; unter der allgemeinen Stiftung, mit 17.020 M., sind mit inbegriffen die Niklas’sche Lehrerbesoldungsstiftung mit 1714 M., die Karolinische und Schenk-Weißmanns’sche Armenstiftung mit 900 M., die Ströbel-Hartmann’sche Weckenstiftung mit 500 M.

Die Sage geht, der Ort sei früher größer gewesen und im sog. „Mönchsgarten“ beim Klosterhof sei eine Kirche gestanden. – Auf dem nördlich vom Ort gelegenen „Klosterberg“ heißt eine Flur „Schüleinshof“. – Südlich vom Tannenberg die Flur „todter Mann“.


Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 720. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0720.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)