Seite:OberamtMergentheim0731.jpg

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heut und derselbe auch in Ewigkeit. 1872. Der früher im Osten gestandene alte Thurm steht jetzt an der Nordseite der Kirche und endigt in ein achtseitiges Zeltdach; seine drei neuen Glocken sind von Kirchdörffer in Hall gegossen. Der Chor schließt geradlinig. In der Sakristei, die sich jetzt in dem früher gewölbten Erdgeschoß des Thurmes befindet, sieht man ein altes halblebensgroßes hölzernes Kruzifix und ein Ölbild des M. Joh. Valentin Stegmayer, geb. 1689, gest. den 21. Dezember 1756; neben seinem Brustbild ein Kruzifix. 1

Der früher mit einem Portal sich öffnende Friedhof wurde 1870 erweitert, das vom Staat zu unterhaltende Pfarrhaus 1841/42 neu aus Stein erbaut. Das Schulhaus (s. o.) wurde 1833 um einen Stock über seinem alten sehr hohen unteren ganz steinernen Geschoß erhöht, enthält auch die Wohnung des Schulmeisters und zeigt noch eine Pforte und Fensteröffnungen im Renaissancestil. Das Rathszimmer befindet sich im Wirthshaus. Außerhalb des Orts gegen Blumweiler steht auf der Höhe am Kreuzweg, der eine schöne Aussicht bietet, ein alter Bildstock, das „Hohkreuz“, 12 Fuß hoch aus einem Kornstein und mit der Jahreszahl 1514. Eine Merkwürdigkeit, halb landschaftlich halb alterthümlich, ist auch die sog. „Hundskirche“, eine Viertelstunde südöstlich vom Ort, auf dem „Ochsenwasen“, wo ein alter Birnbaum steht, eigentlich schon auf Ober-Rimbacher Markung. Jetzt nichts mehr als ein tiefer Erdfall, doch scheint dieselbe ursprünglich von Menschenhand in den Sandstein gehöhlt worden zu sein, nun ist Alles verwachsen mit Waldbäumen und Sumpfgewächsen; 80–90 Schritte weiter oben fließt eine in Stein gefaßte Quelle, von einer großen rauhen Sandsteinplatte gedeckt. Die Quelle spärlich, aber nie versiegend, auch in den trockensten Sommern nicht, ihr Wasserlauf geht in die Hundskirche, dort herabtriefend und leise versickernd. Nördlich von der Hundskirche auf leichter Anhöhe der „Burgstall“, wo vor Zeiten ein Ort gestanden sei. An der Hundskirche selbst wurden schon drei weiße Fräulein gesehen. Nach W. F. II. H. 1. S. 102 f. war es „eine stockwerktiefe in den Felsen gehauene Vertiefung, unten weiter als oben, so daß gewissermaßen Steinsitze in derselben sich befinden, vom lebendigen Felsen überdacht. Gegen Süden erblickt man den Anfang eines Ganges im Felsen gehauen, der nicht horizontal, sondern sogleich in die Tiefe führt, wie es scheint. Eine ziemlich sichtbare Öffnung von 31/2–4 Fuß Breite soll nach der Aussage

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Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 731. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0731.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)