Seite:OberamtMergentheim0732.jpg

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der ältesten Männer in Blumweiler zu einem Gang in die Tiefe führen, welchen sie selbst in jungen Jahren an 30 Schritt weit verfolgt haben wollen, bis ihnen ein Schrecken ankam. Diese Felsenöffnung scheint mit einem gewaltigen, zugehauenen Felsblock verschlossen gewesen zu sein, der jetzt nicht weit davon aufrecht steht.“ Nach der Volkssage liegt da unten der „schwarze Hund auf dem Schatz“. Nach einer andern Sage sollen hier Hunde geopfert worden sein. Der ganze Bezirk mit dem geheimnisvollen (halb verschütteten) Höhlenraum, der unversieglichen Quelle, und dem alten Birnbaum, in der Nähe die breite Hochfläche des „Burgstalls“, wo aber Nichts mehr zu finden ist in der dichten Waldung, deutet auf uralten Lager- und Opferplatz. Im Burgstall befindet sich auch eine Höhle, die zuerst trichterförmig wie ein Erdfall beginnt und dann sich noch weit unter dem Boden fortsetzen soll. In der Nähe die Fluren „Belzer“ und „Renkeloh“.

Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend die mitten im Ort gelegene in Stein gefaßte überwölbte Quelle des Schmerbaches, mit den Jahreszahlen 1613 und 1823, dann 11 Pumpbrunnen, die zum Theil eine Tiefe von 95 Fuß erreichen. Eine Zufahrtsstraße führt von hier auf die Mergentheim-Rothenburger Staaatsstraße.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind gut, der größte Grundbesitzer hat 75 Morgen Feld und 10 Morgen Wald, der Mittelmann 30–40, die ärmere Klasse 5–10 Morgen Feld. Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht.

Der Boden, meist Lehmboden, ist mittelfruchtbar; in den Eintiefungen schwer, tiefgründig, gegen Schonach hin mitunter naß, auf den Höhen seicht und steinig. Steinbrüche im Kornstein, die gute Werksteine liefern, sind nahe beim Ort; die Steine werden auch nach auswärts abgesetzt, so ist der Eisenbahntunnel bei Niederstetten ganz aus Schmerbacher Steinen erbaut worden.

Das Klima ist im allgemeinen ziemlich rauh, auch die Sommernächte sind kühl, im Frühling kommen schädliche Fröste vor; Nebel sind selten, dagegen starke Winde häufig. Von Hagel wird die Markung blos gestreift; eine Wetterscheide befindet sich am Wald beim Lichtler Landthurm.

Die Landwirthschaft hebt sich noch immer, verbesserte Ackergeräthe sind beinahe allgemein. Von Getreidefrüchten können noch nach außen verkauft werden 50 Scheffel Roggen, 80 Scheffel

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 732. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0732.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)