Seite:OberamtMergentheim0739.jpg

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Einige Häuser haben geschnitzte Eckbalken, besonders originelle das des Kaufmanns Hermann, mit der Jahreszahl 1797.

Kirche mit Kirchhof, Schulhaus, Pfarrhaus, Pfarrgarten, Alles ummauert, liegt als sehr malerische Gruppe über dem Dorf, von prächtigen Bäumen beschattet. An der Mauer des Pfarrgartens ein steinerner Bildstock.

Die 1607 erbaute, der h. Maria geweihte Kirche[1] ist ganz im gothischen Stil durchgeführt, und macht einen gar ansprechenden Eindruck. Der Chor schließt vieleckig mit Strebepfeilern, an seiner Südseite steht der Thurm, an der Nordseite die gleichfalls gothisch gehaltene Sakristei; das Innere durchaus gewölbt und von überraschend harmonischem Eindruck, die Verhältnisse gut, der ganze Raum licht und weit. Alles weist auf einen tüchtigen Baumeister hin, der den gothischen Stil mit vielem Verständnis in dieser späten Zeit handhabte; es ist vielleicht derselbe, der die Eck’sche Kapelle an der Stadtpfarrkirche in Mergentheim erbaute. Merkwürdig ist auch das Zurückfallen in den mittelalterlichen Baustil, da schon 1524 in Mergentheim (s. S. 339) die ausgesprochenste Renaissance blüht, – und eng im Anschluß an die hauptsächlich von Bischof Julius Echter in Würzburg ausgegangene Gegenreformation in diesen Landstrichen. Drei Rippenkreuzgewölbe, in Rosettenschlußsteinen zusammenstrahlend, überspannen das breite Schiff und ruhen auf schlanken korinthischen Säulchen (hier verräth sich die Renaissance), die rund an der Wand stehen. Im Chor zwei Rippenkreuzgewölbe auf eichelartigen Konsolen; der östlichste Schlußstein zeigt das Haupt Christi mit der Jahreszahl 1607, der andere eine Rosette. An der linken Chorwand ist eine Renaissancetafel angebracht mit Wappen und folgender Inschrift:

Anno domini 1607 hatt der hochwürdig und wolgeborne her her Marquard Freyher zu Egg und hungerßbach, Teutsch Ordens Ritter, landcommenthur der Balley östereich und auch des hoch: und Teutschmeistertums Bestettigter Statthalter zu Mergentheim, dises Gottshaus zu Ehren der h. h. Jungfraw Mariä, Mutter Gottes, S. Archangeli Michaelis, S. Georgii, S. Elisabetä von Neven aufferbauen lasen.

Der Hochaltar, von Meintel in Horb neu gefaßt, enthält ein ganz meisterhaftes (aus Mergentheim stammendes) spätgothisches


  1. Die Stiftungs-Urkunde von 1606 gibt als Zweck des Kirchenbaues an, der um sich greifenden Reformation Einhalt zu thun.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 739. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0739.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)