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S. Barbara und Ursula; endlich oben der ehemalige Rittersaal mit Stuckdecke und sehr schöner Pforte im Spätrenaissancegeschmack mit 4 Säulen und reicher Seitenvertäfelung, mit eingelegten Hölzern. Aber alle diese Herrlichkeit ist sehr im Zerfall.

Der tiefe Wassergraben und die drei ostwärts liegenden Seen sind jetzt eingetrocknet, ebenso die beiden draußen im Thiergarten, eine Viertelstunde südöstlich vom Ort, wo jetzt die schönen Anlagen verwildern. – Zum Schloß gehören circa 327 Morgen Feld und 140 Morgen Wald, auf hiesiger und Freudenbacher Markung gelegen. Vom Schloß aus hübsche Aussicht, namentlich gegen die nah gelegene Kunigunden-Kapelle, s. auch S. 44.

Das Schulhaus, 1806 erbaut, 1868 erweitert, enthält auch die Wohnung des Schulmeisters; das Rathszimmer befindet sich im alten herrschaftlichen Amtshaus. Ein Armenhaus besteht, eben so auch in Sechselbach, das ein eigenes 1840 erbautes, 1870 erweitertes Schulhaus mit der Wohnung des Lehrers enthält.

Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend für Waldmannshofen eine Menge Pumpbrunnen und zwei in bleiernen Röhren hergeleitete laufende Brunnen, einer im Schloß, der andere im Schloßhof; auch Sechselbach ist wohl mit Wasser versehen. Wetten besitzt Waldmannshofen eine, Sechselbach zwei.

Von Brunnen auf der quellenreichen Markung sind erwähnenswerth nördlich zwei Quellen, wovon eine die beiden Schloßbrunnen speist, östlich eine im und eine am Thiergarten, südlich der Rehbrunnen und zwei Quellen im Roth, westlich eine Quelle an der „alten Burg“ und das Brünnele in den Weidengärten. In der Nähe des Schlosses ein kleiner Weiher, der abgelassen werden kann, das „Fischseele“ und ein kleines Seelein am Brühl; die drei ehemaligen Weiher am Schloß sind jetzt Wiesengrund, die zwei im Thiergarten jetzt Wald. – Gollach und Rendelbach fließen über die Markung, bei Sechselbach der Holzgraben.

Vicinalstraßen gehen von hier nach Buch, Aub und Frauenthal. –

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind gut; der größte Grundbesitzer hat 100, der Mittelmann 50, die ärmere Klasse 20 Morgen Feld. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und in neuerer Zeit auch in der Obstzucht;

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 771. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0771.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)