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47. Weikersheim,
Gemeinde II. Klasse, mit 1730 Einw., worunter 48 Kath., 1 eigener Konfession und 72 Israeliten mit Synagoge. a. Weikersheim, Stadt, mit Eisenbahnstation, 1692 Einw.; b. Aischland, Hof, 22 Einw.; c. Karlsberg, Jagdschloß, 10 Einw.; d. Taubermühle, Haus, 6 Einw. Die Kath. sind nach Laudenbach eingepfarrt.


Die Stadt liegt stolz und beherrschend in der weiten Thalebene, beim Zusammenkommen des Vorbachthales in das Tauberthal und nimmt sich mit seinen Kirch- und Schloßthürmen sehr stattlich aus, ja die eigenthümlichen zwiebelartigen Dachformen einiger jener Thürme geben ihr ein halborientalisches Gepräge. Den Mittelpunkt der Stadt bildet der sehr geräumige Marktplatz, an den im Osten die Schauseite der Kirche, im Westen die Vorbauten des Schlosses, auf beiden andern Seiten auch ziemlich stattliche Gebäude stoßen. Von der Stadt selbst ist die gegen den östlich gelegenen Bahnhof ziehende Straße die freundlichste, während namentlich im nordöstlichen Theile der inneren Stadt enge Gassen und minder saubere Häuser auftauchen.

Die Stadt war mit Mauer und Graben umgeben und dazu noch an der Westseite durch das ausgedehnte Schloß, ein ursprüngliches hart an der Tauber gelegenes Wasserschloß, gedeckt. Von der Mauer haben sich noch ziemliche Reste, und ebenso gegen Schäftersheim ein hoher alter Thorthurm, das untere Thor, mit spitzbogigem Durchgang, und ein Mauerthurm an der Südwestecke der Stadt erhalten. Das obere Thor mit seinem Thurm und andere Thürme sind gefallen; in Wibel, Hohenlohische Kyrchen- und Reformations-Historie, dritter Theil, Onolzbach 1754, findet sich eine hübsche Ansicht von Stadt, Schloß und Schloßgarten im ursprünglichen Zustand.

Das Siegel der Stadt enthält ein mit einer Grafenkrone bedecktes W, welche zwei aufrecht stehende Leoparden (aus dem Hohenlohischen Wappen) halten, darunter erblickt man das Zeichen des Planeten Merkur, rechts davon das der Sonne, und links das des Mondes, was eine Anspielung auf den alten heidnischen Gottesdienst hier sein soll. Umschrift: SIGILLVM. CIVITATIS. WEICKERSHEIM. Ein ebenfalls noch vorhandenes kleines rundes Siegel, ohne Umschrift, enthält dasselbe Wappen, hier

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 778. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0778.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)