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in einem größeren Theil des Vorbaches die Stadt, die es jährlich um 17 Mark verpachtet.

Die Stadt ist der Sitz eines evangelischen Dekanatamts, eines Diakonats, eines israelitischen Rabbinats, eines Amtsnotariats, sowie eines fürstlichen Rentamts; auch befindet sich daselbst ein Arzt und eine Apotheke.

Viele Stiftungen sind vorhanden, wovon die namhaftesten:

die Löwenstein’sche, von einem Israeliten, im Betrag von 8600 Mark;

die Kern’sche, mit 10.000 Mark;

die Ezechiel Pfeiffer’sche, von einem Israeliten, mit 9000 Mark;

die Karolinischen Stiftungen, vom Grafen Karl Ludwig, mit 9200 Mark;

die Ilten-Karcher’sche Stiftung, von hiesigen Ortsbürgern, Beamten, mit 1200 Mark;

die Schuster’sche, von Kastenverwalter Schuster, mit 860 Mark;

die Eichhorn’sche, von Ortsbürgern, fürstl. Beamten, mit 700 Mark.

Außerdem kommen vom Öhringen-Neuenstein’schen Spital jährlich 1600 Mark Pfründen für hiesige Arme herein und vom Fürst-Solmser Almosen wöchentlich 50 Pfund Brot.

Die vorhandenen Stiftungen betragen zusammen 51.324 Mark, worunter auch viele kleine Beträge enthalten sind.

Von Alterthümlichem wäre zu erwähnen der alte ziemlich beschädigte Wartthurm auf dem Winterberg. – Eine Burg scheint auf dem Bergvorsprung nordöstlich der Stadt, an der alten Steige, wo es noch jetzt „in der alten Burg“ heißt, gestanden zu sein. – Südöstlich der Stadt stand, auf dem rechten Vorbachufer an einer von Queckbronn hereinziehenden Schlucht, der Rohhof oder Rabichshof, der schon vor dem dreißigjährigen Krieg abgieng. Auf dem „Kapelberg“ oder „Öttlesberg“ (Ottilienberg) zwischen hier und Laudenbach stand die Ottilienkapelle; eine weitere stand bei den Lucienwiesen, der heil. Lucia geweiht und war gegen Ende des 15. Jahrhunderts noch vorhanden. (s. u.) Der letzte Besitzer des abgegangenen Rohhofes soll auf dem Weg nach Queckbronn, da wo in der Weinbergmauer ein steinernes Kreuz zu sehen ist, erschlagen worden sein.

Zur Stadtmarkung gehören: Der der Stadtgemeinde gehörende Hof Aischland, gegen eine halbe Stunde südöstlich der Stadt auf der Höhe gelegen.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 796. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0796.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)