Seite:OberamtMergentheim0808.jpg

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bestimmten Stunden des Tags geschehen. Ein Gehilfe für die Geistlichen zur Seelsorge an den Krankenbetten wurde angestellt, ein Wundarzt als Pestilentiarius mit den nöthigen Arzneimitteln ausgestattet, das Schloß, um es vor Einschleppung der Krankheit zu bewahren, sorgfältig bewacht. Allmählich machten die politischen Ereignisse den Grafen für seine Sicherheit in Weikersheim trotz der angelegten Befestigungen besorgt, er miethete daher 1629 ein Haus in Nürnberg. Doch blieb er die meiste Zeit in Weikersheim, dort starb auch seine Gemahlin, ohne ihm Kinder geschenkt zu haben, 24. Mai 1631. Bald darauf riß Gustav Adolfs Erscheinen den Grafen in neue Bahnen hinein, welche ihn für immer von Weikersheim trennten, um nach einem glänzenden Anfang voll Ehre und Ruhm dem Greis einen trüben Lebensabend zu bringen. Als er 1634 zum zweitenmal in die kaiserliche Acht fiel, wagte schon deswegen, weil sein Bruder Kraft in gleicher Verdammnis, der Bruder Philipp Ernst aber todt war, Niemand vom Hause Hohenlohe, seine schützende Hand über Weikersheim zu halten, wie dies 1621 geschehen war, und so gieng die durch Dekret des Kaisers vom 1. Nov. 1634 aus Stuttgart verfügte Sequestration ungehindert vor sich. Ein früher deutschordischer Rentmeister Walzen wurde als kaiserlicher Sequester-Oberamtmann nach Weikersheim gesetzt und verwaltete nun die Grafschaft zunächst für den Fiskus. In jenem Dekret war bereits dem Deutschmeister eine Anwartschaft und die Befugnis eingeräumt, im Schloß Weikersheim zu wohnen. Die Einwohnerschaft wurde entwaffnet und die bisherigen Beamten hatten nur die Wahl, entweder ihre Entlassung zu nehmen, oder in den Dienst der neuen Verwaltung zu treten. Walzen verdient übrigens das Zeugnis, um möglichste Erleichterungen für die neuen Unterthanen nach Kräften bemüht gewesen zu sein. Freilich vermochte er den unaufhörlichen Requisitionen und der schlimmen Aufführung des Militärs gegenüber wenig oder nichts. Der derbe Schrozbergische Keller Stetter schrieb 26. Juli 1636 an Walzen: „Ich wollt ja lieber der Säu hüten. Man weiß in Weikersheim nicht, wie einem armen Mann auf dem Lande zu Muth, der Tag und Nacht in seinem Haus nicht sicher, fast alle 8 Tag mit den Seinigen auf den Straßen hin und wieder ziehen, sich in Wäldern wie ein unvernünftig Vieh mit Weib und kleinen Kindern verstecken muß.“ Am 16. Januar 1637 schenkte der Kaiser die Grafschaft dem Deutschorden und im nächsten Jahr folgt auf Walzen Hans Joachim von Eyb,

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 808. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0808.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)