Seite:OberamtMergentheim0816.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Kollegen die Rechte und Einkünfte des Plebanus in keiner Weise geschädigt werden können.

Man weiß von einem Kollektiv-Ablaßbrief einer Anzahl von Bischöfen – datirt aus Rom vom Jahr 1300 – für eine Kapelle Jesu Christi zu Weikersheim. Möglich ist, daß diese Kapelle durch die von Kraft und Konrad erbaute Blutskapelle ersetzt werden sollte, wahrscheinlicher, daß beide Namen dasselbe Gotteshaus bezeichnen, und der Ablaß behufs Förderung des erst unternommenen Baus gegeben worden.

Offen bleiben die Fragen, wohin der auch genannte Altar zu den 12 Boten gehört, was es weiter mit der Kapelle auf dem h. Werd für eine Bewandtnis hat, ob vielleicht diese letzte den 12 Boten oder dem h. Moriz geweiht war, denn auch eine solche Pfründe wurde nach einem Giltbüchlein im Jahr 1569 noch hier eingezogen.

Dagegen weiß man Genaueres und Sicheres über die jetzige Hauptkirche. Diese neue Pfarrkirche von 1419 ff. ist das Werk Konrads von Weinsberg und seiner Gemahlin Anna, an ihn war Weikersheim damals verpfändet; daß Konrad dieses gute Werk unternommen hat in einer Stadt, die ihm nur durch Verpfändung gehörte, darf zu seiner Ehre wohl ausdrücklich hervorgehoben werden. Über Gründungsjahr, Gründer und Schutzpatron berichtet ein an der Außenseite der Kirche, links vom westlichen Haupteingang eingemauerter Stein sowie eine jetzt in der Kirche an ihrer Westseite aufgestellte bildliche Darstellung der Gründer und ihrer Kinder (siehe oben Seite 779) mit der Inschrift: Anno 1419 feria secunda post Urbani inceptum est hoc opus in honorem sanguinis Christi et Georgii Martyris.

Weitere Nachricht gibt ein Brief des Bischofs Otto von Konstanz an die Geistlichkeit seiner Diözese. In diesem Schreiben wird der Diözesangeistlichkeit befohlen, ihre Pfarrkinder zu einer milden Steuer zur Erbauung der neuen Pfarrkirche in Weikersheim zu ermahnen. Dieser Brief trägt das Datum des 5. Juli 1418. Unter anderem schreibt der hochwürdige Herr: „in qua ecclesia, ut certius informamur, sanguis miraculosus ibidem multis claret miraculis et a Christi fidelibus jugius frequentatur.“ (War vielleicht eine kostbare Reliquie hier niedergelegt?) Da aber der begonnene Bau kostspielig sei und die Pfarrangehörigen die Mittel allein nicht aufbringen könnten, solle in der Konstanzer Diözese eine Kollekte für den Bau veranstaltet werden; zur Ermunterung der Gläubigen spendet der Bischof 40tägigen Ablaß für criminalia, und 1 Jahr für venialia.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 816. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0816.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)