Seite:OberamtNeresheim0034.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

das freundliche wiesenreiche Eger-Thal und das stillromantische, waldige, nur von einigen Mühlen belebte Rohrbachthal, das in seiner ganzen Länge bis zu seinem Anfang bei Herdtfeldhausen überblickt werden kann. Von hier dürfen wir einen Gang nach dem nahen Altenbürg nicht versäumen; tief hinten in abgeschiedenem reizendem Waldthälchen liegt der ansehnliche einladende Hof, in dessen nächster Nähe, mitten in der Thalebene, sich ein wohlgerundeter bewaldeter Hügel, mit dem altehrwürdigen zur Andacht stimmenden Kirchlein auf der Kuppe, erhebt; ein traulich stilles Plätzchen, das einst ein Waldbruder zu seinem einsamen Wohnsitze sich erwählt hatte. Zunächst des Kirchleins sind im Walde einige Anlagen und Ruhesitze für die Besucher, welche sich aus der Umgegend häufig hier einfinden, angebracht. Auf der entgegengesetzten Seite des Thälchens steigt ein hoher, beinahe senkrechter Trachytfelsen empor, eine starre Urkunde aus der Entwicklungsgeschichte unseres Planeten.

Wir gehen zurück und besuchen einen weiteren Grenzhügel des Rieses, den Goldberg bei Goldburghausen mit seinen goldgelben Felsen; hier ist die Aussicht über das Ries noch ausgedehnter und schöner als auf dem Riegelberg, zugleich kann hier ein Theil des Steilabfalles der Alb mit ihren Vorbergen überschaut werden. Besonders schön ist der Blick das Goldbachthal hinauf, an dessen Schluß der Ipf sich majestätisch erhebt; mehr gegen Nordwesten erscheint der langgestreckte Blasienberg und an seinem östlichen Fuß das ansehnliche Kirchheim mit seinen stattlichen Klostergebäuden. Auch bei dem evangelischen Begräbnißplatz außerhalb Kirchheim eröffnet sich wieder eine äußerst liebliche, den Besuch dieser Stelle sehr lohnende Aussicht über die Riesebene hin.

Von Kirchheim nehmen wir unsern Weg nach dem Schloß Hohen-Baldern, das uns schon von Ferne Achtung gebietend entgegenwinkt. Auf dem über fruchtbares Ackerland führenden Weg dahin begegnen wir freundlichen Dörfern, unter denen namentlich Jagstheim mit seinem hübschen Kirchlein ein trauliches Landschaftsbild bietet, bis uns endlich ein üppiger Wald in seine Schatten aufnimmt. Aus diesem herausgetreten, befinden wir uns plötzlich am Fuß des freien schön geformten Bergkegels, um den sich theilweise das Dorf Baldern herumlagert und auf dessen Kuppe das großartige, wohlerhaltene Schloß Hohen-Baldern emporagt. Außer der schön angelegten Fahrstraße, führen noch Fußpfade durch Anlagen, zu denen der den Bergkegel umgürtende Wald sinnig benützt wurde, zu dem Schloß, von dem man eine Aussicht genießt, die nicht nur im Bezirk, sondern auch in weiter Umgegend zu den schönsten gehört.

Von Baldern gelangt man über einen schmalen Bergsattel auf den Hügelzug, über den die europäische Wasserscheide sich hinzieht, und wird dort bei Kahlhöfe von einer sehr ansprechenden Aussicht,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0034.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)