Seite:OberamtNeresheim0088.jpg

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Von den Orten, welche eine eigene Gemeindeverfassung haben, ist, die Städte ausgenommen, Dischingen der größte und Neresheim (Schloß Neresheim) der kleinste.


2. Gebäude.

A. Anzahl und Gattung.

Nach dem Brandversicherungs-Kataster vom 1. Januar 1870 zählt das Oberamt: Haupt- und Wohngebäude 4381, Nebengebäude 1778, zusammen 6159 Gebäude, im Brandversicherungsanschlag von 7.979.975 fl.

Zu öffentlichen Zwecken dienen nach der Aufnahme von 1870 161 Gebäude, worunter 48 Kirchen, 53 Rath- und Schulhäuser, 48 Spital-, Kranken- und Armenhäuser und 12 sonstige Gebäude. Unter den Wohngebäuden befinden sich 7 Schlösser, 9 Amtswohnungen für Staats- und Gemeindediener und 37 Pfarrhäuser. Auf ein Wohnhaus kommen im Durchschnitt 5,17 Menschen; die meisten in Schloßberg 7,1, die wenigsten in Baldern 3,51 (s. auch Tab. I.).


B. Bauart und Material.

Mit Ausnahme der Städte und der vorhandenen Schlösser und öffentlichen Gebäude sind die Häuser meist einstockig, theils aus Tannenholz, theils aus Stein erbaut, jedenfalls mit steinernem Sockel versehen; an älteren Gebäuden, besonders in den Städten, findet man zuweilen noch einen tüchtigen Eichenholzbau. Als Material verwendet man die am nächsten gelegenen tauglichen Gebirgsarten, wie den Sandstein des braunen Jura, den weißen Jura und Jura-dolomit, namentlich zu Riegelgemäuer, ferner Trachyt, tertiäre Gesteine und Kalktuff.

Die Gebäude in den Dörfern sind vorherrschend im ländlichen Stil erbaut, meist weiß getüncht, niedrig und da Wohnhaus und Scheune häufig unter einem Dache stehen, so sind sie langgestreckt und haben theilweise etwas stallartiges; größere Bauern besitzen abgesonderte Scheunen und überdieß einen Wagenschopf, die sie gerne so hinstellen, daß sie einen ansehnlichen Hofraum einschließen. Auch haben die Wohnungen der Wohlhabenderen häufig grün angestrichene Fensterläden. Die Dächer sind, besonders auf dem Hochland, häufig noch mit Stroh gedeckt und die Wettergiebel mit Brettern vertäfelt; Schindeldächer kommen nicht vor, dagegen hat das Ziegeldach im allgemeinen die Oberhand gewonnen. Gesimse und Hausfluren sind in besseren Wohnungen nicht selten mit Plattenkalk belegt. Die Gebäude in den Städten sind häufig alt, mehrstockig und von solidem Holz- oder Steinbau; man findet sie meist mit den Giebelseiten gegen die Straßen gestellt, was bei den Gebäuden in den Dörfern nicht der Fall ist. Im allgemeinen richten sich die Gebäude sowohl in den

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0088.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)