Seite:OberamtNeresheim0133.jpg

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der Donau bleibend verloren und seitdem herrschen da wieder deutsche Stämme. Die peutingersche Tafel setzt in der Nähe die Armelausi an, ein germanisches Volk, das von seinem Hauptkleidungsstück jenen Namen trug. Der bekanntere, umfassendere Namen des in dieser Gegend herrschenden Stamms ist – der alemannische.

Bekanntlich wurden die Alemannen zur Zeit der Merovinger und Pipininge allmählig der fränkischen Oberherrschaft unterworfen. Ein Denkmal der fränkischen Kriegszüge scheint „die Frankenstraße“ zu sein. Diesen Namen trägt heute noch eine römische Heerstraße über’s Herdtfeld an die Donau, der Sinn kann aber nicht wohl sein „Straßen aus oder nach Franken“, wie hundert andere Wege mit gleichem Recht heißen könnten. Wahrscheinlicher ist, daß der Weg, auf welchem in einem entscheidenden Feldzug (vielleicht als Karlmann 742 bis an den Lech vordrang) die Franken herbeikamen, im Andenken des Volks jenen Namen behielt. Den Namen Katzenstein von den Katten abzuleiten, ist mehr als gewagt.

Unser ganzer Bezirk gehörte einst zum „Ries“ im weiteren Sinn des Wortes, das identisch ist mit Rhätien. Dagegen der Riesgau im engeren Sinn hatte seine westliche Grenze auf dem Herdtfeld, wo er mit dem Brenzgau zusammenstieß, in welchem ausdrücklich Kuchen genannt wird. Den Riesgau verwalteten die Grafen von Oettingen, den Brenzgau die Grafen von Dillingen und beider Gerichtsgrenze lief ehemals (vgl. 29. und 30. Jahresbericht des histor. Vereins von Schwaben und Neuburg S. 125) von der Wernizmündung bei Donauwörth über Oppertshofen, Amerdingen und längs des Rennwegs bis Eglingen und Dunstelkingen an die Muße (Mißwald bei Katzenstein) und zur Egau bei Dischingen, die Egau hinauf bis zur Quelle bei Neresheim, dann zu einem Bronnen bei Weilermerkingen, am Walde Dürrreiß vorbei zu einem Bronnen bei Dorffen zu des Botzen Wichstein (nach einer Notiz von 1580 ein Steinhaufen) bei Rüffingen, hierauf gen Hohenberg und zum Bopfinger Stock (Berg und Wald bei Hohenberg), zum Eggenbühl (jetzt Eichenbühl) und weiter über Röttingen an die Wassertraufe des Herdtfeldes, dieser folgend an den Kieselberg (Wald hinter Oberalfingen) und von da hinab nach Aalen in die Kocherfurt u. s. w.

Daß (Schenken-) Stein an den Grenzen des Ries lag, eigentlich in einer Ecke, ist urkundlich ausgesprochen. Die nordwestliche Spitze des Bezirks, Baldern mit Umgebung, gehörte wohl zum Riesgau, welcher bis an den Kocher und bis Ellwangen sich ausgedehnt zu haben scheint, wie ja auch die Grafenherrlichkeit der Oettinger ehemals bis Aalen, Hüttlingen und Ellwangen reichte.

Die ursprüngliche Gaugrenze ist übrigens dadurch verwischt worden, daß die öttinger Grafen einen Theil des Brenzgaus in ihre Hand bekamen durch die Vogtei über das Kloster Neresheim. Ein

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0133.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)