Seite:OberamtNeresheim0144.jpg

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es auch 1773, die Herrschaft Dischingen von der ehemaligen (brenzgauischen) Landsäßigkeit zu befreien. Viel bedeutendere Erwerbungen folgten bald nach.[1] 1785 wurden die Herrschaften Scheer, Friedberg, Dürmentingen und Bussen um 2.100.000 fl. gekauft und vom Kaiser Josef II. zur gefürsteten Reichsgrafschaft Friedberg-Scheer erhoben 1786, wofür Fürst Taxis Sitz und Stimme auf der Fürstenbank des schwäbischen Kreises bekam; der Fürst dagegen nahm diese gefürstete Grafschaft als Thronlehen von Österreich. Durch allerlei Käufe wurde diese Herrschaft wiederholt vergrößert und als Entschädigung für die verlorenen Posten auf dem linken Rheinufer u. a. m. erhielt Taxis 1802/1803: das Reichsstift und die Stadt Buchau, die Abteien Marchthal und Neresheim, (die secularisirten Klöster wurden in Schlösser umgewandelt), die Klöster Salmansweiler, Ostrach und Schemerberg u. s. w., zusammen etwa 8 Quadratmeilen mit voller Landeshoheit. Diese gieng durch den Rheinbund verloren und zwar wurden die fürstl. Besitzungen theils der fürstl. Hohenzollernschen, theils der Kgl. bayerischen (Neresheim-Dischingen) und württembergischen Hoheit unterworfen, die bayerische Souveränität jedoch 1810 abgetreten an Württemberg, wo die Declaration der staatsrechtlichen Verhältnisse des Fürstenthums 1819 den 8. August erfolgte. Wegen der Posten hatte Taxis mit Württemberg, wie mit verschiedenen anderen Reichsständen, besondere Verträge abgeschlossen und die Landkutschen pachtweise übernommen. 1761 wurde dieser Vertrag auf zwölf, a. 1775 auf dreißig Jahre verlängert, 1806 aber zog König Friedrich die Posten an sich. Nachdem in der deutschen Bundesakte Art. XVII. dem Fürsten von Taxis seine Posten oder eine Entschädigung dafür neu zugesprochen worden waren, gab sie König Wilhelm 1819 zurück und übertrug dem Fürsten als Erb-Mann-Thronlehen das Erb-Landes-Postmeisteramt, bis 1851 das nutzbare Eigenthum der Posten zurückgekauft wurde um 1.300.000 fl.

Die königliche Declaration über die standesherrlichen Verhältnisse des Taxis’schen Fürstenhauses erfolgte 1819.

Die fürstliche Familie selbst blüht gegenwärtig in zwei Linien, wie in den genealogischen Handbüchern des Näheren zu sehen ist.

Natürlich war auch unser Bezirk die Heimath nicht bloß von gräflichen, sondern auch von allerlei edlen und adlichen Familien. Wir dürfen wohl für gewiß annehmen, daß im 12. Jahrhundert – im Sinn jener Zeit – freiherrliche Familien z. B. auf dem Stein, zu Baldern, Flochberg und in Trochtelfingen saßen. Im


  1. Kurz erwähnt sei, daß die Fürsten von Taxis auch große Herrschaften besitzen in Bayern, Preußen, Böhmen, Tyrol und im Hennegau. Alle Besitzungen sind angeschlagen auf ca. 15 Quadratmeilen mit ca. 36.000 Bewohnern.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0144.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)