Seite:OberamtNeresheim0156.jpg

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Oberdorf; die Schenken von Schenkenstein nahmen solche auch in Aufhausen auf. Über alle Juden in der Gegend war ein jüdischer Hochmeister gesetzt zu Nördlingen, mit kaiserlicher Gerichtsbarkeit, z. B. 1487.

Auch in Bopfingen scheinen Juden gewesen zu sein, weil die Stadt 1402/03 Judensteuer zahlte, sie wurden wahrscheinlich bald wieder verjagt. Das geschah auch zu Nördlingen 1510 und diese Stadt erwirkte jetzt vom Kaiser ein Privileg, daß fortan für ewige Zeiten auch in der Grafschaft Oettingen kein Jude aufgenommen werden solle ungefähr zwei Meilen Wegs um Nördlingen. Das hätte die oben genannten Orte auch betroffen und wirklich wurde auch den Juden befohlen, zwischen jetzt (29. April) und St. Michelstag mit ihren Leuten, Hab und Gut wegzuziehen. Beim Befehlen blieb’s.

Den Juden besonders feind war die Propstei Ellwangen. Sie verbot ihren Unterthanen allen Handel mit Juden und da und dort confiscirte man diesen ihre Waren. Selbst in die Erblehensbriefe der Unterthanen wurde die Bedingung aufgenommen, sich in keine wucherischen Händel mit Juden einzulassen. Im Oettingenschen dagegen durften sie Häuser und Güter besitzen, Manufacturen einrichten u. s. w. Sie standen unter dem Stadt- und Land-Rabbiner zu Oettingen. Das jährliche Schutzgeld betrug 1–12 Gulden, neben den gewöhnlichen Steuern für Grundbesitz und Gewerbe.

Unter Württemberg wurde in Oberdorf ein Rabbiner aufgestellt; Synagogen sind ebenda und zu Pflaumloch und Aufhausen.


3. Besondere Schicksale und Ereignisse.

Aus älteren Zeiten ist uns keine wichtige Begebenheit überliefert; auch die Einfälle der Ungarn (zwischen 950–52) auf dem Herdtfeld sind blos Sage.

Zuerst in den Kämpfen der Hohenstaufen mit ihren Gegnern wird unserer Gegend ausdrücklich gedacht und zwar soll das Kloster Neresheim 1126 von Herzog Heinrich dem Welfen und seinen Bayern verbrannt worden sein. 1150 (nicht 1139/40) belagerte Welf VI. Flochberg und wurde da von König Konrads Sohn, Heinrich, den 8. Februar geschlagen. – Während der Kämpfe König Konrads IV. stand Kloster Neresheim mit seinem Patron, dem dillingenschen Grafen Hartmann, Bischof zu Augsburg, auf päpstlicher Seite und wurde 1246, 47 und 48 geplündert und verbrannt und die Umgegend verwüstet.

1258–60 hatte dieselbe Gegend viel zu leiden im Streite des Klosters mit Graf Ludwig von Oettingen; fast hundert Jahre später, 1353, entbrannte wieder eine Fehde des Klosters mit dem Grafen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0156.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)