Seite:OberamtNeresheim0176.jpg

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gewöhnlichen Cerealien, von denen Dinkel und Gerste besonders gut gerathen; ferner Kartoffeln, dreibl. Klee, viel Luzerne, zu der sich der Boden sehr gut eignet, Esparsette, Wicken mit Haber gemengt, ziemlich viel Reps, Flachs und seit neuerer Zeit auch auf 2 Morgen Hopfen. Von den Felderzeugnissen können jährlich 500 Scheffel Dinkel, 800 Scheffel Gerste, 200 Scheffel Haber, 200 Scheffel Roggen, ziemlich viel Reps und der Hopfenertrag nach außen abgesetzt werden.

Der Wiesenbau ist nicht ausgedehnt, liefert aber reichliches und gutes Futter, das jedoch für den nöthigen Viehstand nicht hinreicht, daher man auf einen tüchtigen Futterkräuterbau sehr bedacht ist. Der Gartenbau beschränkt sich mit Ausnahme einiger Vergnügungsgärten auf den Anbau von Gemüsen für den eigenen Bedarf. Auch die Obstzucht ist nicht bedeutend, jedoch im Zunehmen begriffen, und beschäftigt sich hauptsächlich mit späten Mostsorten, Zwetschgen und ziemlich viel Kirschen. Eine der Amtskorporation gehörige Baumschule ist vorhanden und ein besonderer Baumwart aufgestellt. Das Obst wird im Ort verbraucht.

Etwa 1/4 Stunde südwestlich von der Stadt wird ein südlich geneigter Abhang der „Weinberg“ genannt; ob hier je Wein gebaut wurde, ist zweifelhaft.

Die vorhandenen 530 Morgen Gemeindewaldungen ertragen jährlich 100 Klafter und 5500 Stück Wellen, die verkauft und der Erlös mit etwa 1700 fl. zu Gemeindezwecken verwendet werden. Überdieß bestehen etwa 70 Morgen eigentliche, sehr gute und gesunde Weiden, die von der Gemeinde nebst der Brach- und Stoppelweide an einen fremden Schäfer, der den Sommer über 12–1300 Stück Bastard- und spanische Schafe auf der Markung laufen läßt, um 2000 fl. verpachtet werden; die Pferchnutzung trägt 700 fl. jährlich der Gemeindekasse ein.

Die Rindviehzucht ist in gutem Zustande, man sieht hauptsächlich auf rothes Limpurger Vieh, das mit einem Landschlag gekreuzt wird und zu dessen Veredlung zwei bis drei tüchtige Limpurger Zuchtstiere aufgestellt sind. Der Handel mit Vieh auf Märkten ist von Belang, wie auch der Milchverkauf innerhalb der Stadt. Viehaustrieb findet nicht statt. Pferde werden nur wenig gezogen und die Pferdehaltung beschränkt sich auf etwa 45 Stücke.

Von Geflügel zieht man hauptsächlich Gänse und bringt sie zum Verkauf nach außen.

Von besonderen Stiftungen sind zu nennen: eine Stiftung von Kirchenrath v. Strobel mit 1000 fl., deren Zinse zu Lehrgeldern, insbesondere für Verwandte des Stifters, verwendet werden; ferner ein Grundstock von 750 fl., der auf 2000 fl. erhöht werden soll

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0176.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)