Seite:OberamtNeresheim0179.jpg

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gewählt durch Selbstergänzung unter Theilnahme des Vogts. Vor 1502 sollen es vierundzwanzig Rathsmitglieder gewesen sein, wahrscheinlich aber bestand bis dorthin neben dem bürgerlichen Rath ein besonderes Gericht.

Der Stadtrath übte die niedere Justiz (1/10 der Strafgelder fiel dem Vogte zu), handhabte die Polizei und verwaltete das Stadtvermögen. Von der Herbst- und Mai-Steuer bezog das Kloster 50 Pfund, die Beamten 2 Pfund, vom Umgeld 1/3, von der Nachsteuer die Hälfte und einen kleinen Viehzoll an Jahrmärkten. Dagegen mußte das Kloster zu 1/3 Mauern und Thore der Stadt erhalten helfen.

Wächter und Thorwarte waren streng verpflichtet und im Innern hatte die Stadt manche gute Ordnungen, welche 1536 erneuert wurden. Damals theilte man die Stadt in 4 Viertel mit je 2 Viertelsmeistern und führte eine Feuerlöschordnung ein, die Straßen wurden zuerst unter Abt Melchior Henlin 1584–1616 gepflastert. Ein neues Rathhaus war 1498 gebaut worden, das 1750 einfiel. – Der Stadtkasse gehörte eine Herbst- und Maisteuer, nach Abzug der 50 Pfund fürs Kloster, 2/3 des Umgelds, 1/2 Nachsteuer, ein Bürger- und Pfahlbürgergeld, Wachgeld, Pflasterzoll, Jahrgeld der Juden u. s. w. Gewerbe und Handel erreichten niemals eine besondere Blüthe, darum waren auch die Zünfte (es gab 1) Schneider und Tuchscherer, 2) Metzger, 3) Bierbrauer, 4) Bäcker, 5) Schuhmacher) ohne Bedeutung. Die Mehrzahl der Einwohner (1536 gabs 117 Bürger und 21 Hausgenossen) lebte von der Landwirthschaft. Eine eigene Schranne wurde 1567 errichtet und die Grafen zwangen die Klosterunterthanen, ihre Produkte zuerst in Neresheim feil zu bieten. Dennoch kam die Schranne sehr in Abgang, wollte 1693 neu belebt werden und ebenso 1771, nachdem 1729 eine neue Schrannenordnung auch wenig geholfen hatte.

Über die Schicksale des Orts ist wenig Näheres bekannt. Als König Konrad IV. 1246, 47 und 48 das Kloster feindlich überfiel, hat gewiß auch der Weiler N. Schweres leiden müssen und bei der Fehde 1258–60, als Graf Ludwig von Oettingen seine Ansprüche auf das Kloster und seine Zubehörden mit den Waffen geltend machte, wird es nicht besser gegangen sein. In der Fehde anno 1353 und überhaupt in spätern Zeiten war die jetzt befestigte Stadt ziemlich sicher.

1405 verbrannte fast die ganze Stadt und 32 Menschen kamen dabei um; 1442 bewilligten die Grafen dem Markgrafen Jakob von Baden auf Lebenszeit freie Öffnung zu N. Graf Ulrich von Oettingen verglich 1446 die Stadt mit dem Kloster, im pfälzisch-bayrischen Krieg besetzte Herzog Ludwig von Bayern die Stadt den

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0179.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)