Seite:OberamtNeresheim0181.jpg

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Wann der Spital gestiftet und erbaut wurde, ist nicht bekannt. Es bestanden eine Spital- und Siechenpflege und daneben einzelne besondere Armenstiftungen.

Graf Joachim von Oettingen († 1520) forderte zuerst von der Stadt Errichtung einer Schule zu Lehre und Zucht ihrer Kinder; ein neues Schulhaus wurde unter Abt Melchior 1584–1616 erbaut und 1769 eine (lobenswerthe) Instruktion für den Schulmeister entworfen.

Seit wann Israeliten zu Neresheim sind, ist nicht näher bekannt; sie vermehrten sich allmählig und fielen den Einwohnern beschwerlich, weil sie auch die bürgerlichen Nutzungen, Weide u. s. w. genießen wollten. Es wurde deßwegen Graf Wilhelm von Oettingen gebeten 1583, blos 5 haussäßige Juden auf bestimmte Zeit zu dulden, dieser meinte aber, dieses Gesind bringe den Unterthanen überhaupt mehr Schaden als Nutzen und beschloß blos noch 1–2 Haushaltungen zu dulden, welche aber bei Hochzeiten nicht mehr auf dem Rathhaus tanzen dürfen, in der Charwoche kein Ärgerniß geben sollen u. dgl.

Die heutigen Israeliten gehören zur Synagoge in Oberdorf.

Die alte Pfarrkirche der Stadt, der hlg. Jungfrau Maria geweiht, stand außerhalb des Orts, wo heute noch die Gottesackerkirche steht. Es ist wohl die vom Kloster gestiftete, anno 1150 geweihte Capella St. Mariae, welche aber bald zur Pfarrkirche erhoben und 1223 (parrochialis ecclesiae St. Mariae in pede montis sita) dem Kloster incorporirt wurde pleno jure. Die Bürgerschaft stiftete 1449 eine Frühmesse, ausdrücklich für einen Weltpriester, natürlich aber wurde, zumal seit Ummauerung des Orts, der Besuch einer Kirche vor den Thoren höchst lästig und oft gefährlich. Darum erbaute man 1465 die jetzige Stadtpfarrkirche „zur Himmelfahrt Mariä“ und Abt Georg von Nenningen stiftete 1468 eine Mittelmesse, deren Inhaber in der verlassenen Kirche auch gewisse Gottesdienste halten mußte. Die Stadtkaplanei wurde 1748 errichtet.

Im Abtretungsvertrage von 1764 behielt sich das Kloster in der Stadt bevor: den Pfarrsatz, die Kirche und den Pfarrhof samt den Zehenten, die Kapellen zu und bei Neresheim, die Aufstellung des Schulmeisters (unter Mitwirkung des Raths) und des Meßners; das Meßnerhaus, den Zehentstadel und des Klosters Haus in Neresheim, welches damals der Klosterkoch bewohnte. Diese Rechte fielen 1802–03 mit dem Kloster dem Fürsten von Thurn und Taxis zu, welcher 1821 die ehemalige Frühmeßstiftung zu einem Vicariat für die Schloßkirche, d. h. die ehemalige Klosterkirche umgestaltete, jedoch ohne langen Bestand; vgl. Dorf Neresheim.

Neresheim bildete von alten Zeiten her den Mittelpunkt eines augsburgischen Landkapitels. Die Nähe des Klosters und die von

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0181.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)