Seite:OberamtNeresheim0186.jpg

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Am Feldwege nach Neresheim steht eine Kapelle (Lanzingers Kapelle), die im 17. Jahrhundert in Folge eines Gelübdes beim Nahen eines Wolfes erbaut worden sein soll.

Gutes und gesundes Trinkwasser liefern für den Ort drei laufende, zwei Pump- und vier Schöpfbrunnen. Wassermangel tritt nur bei anhaltender Trockenheit ein, der Bedarf wird sodann aus den trefflichen Quellen auf der Markung bezogen. Die drei laufenden Brunnen erhalten durch eine 500 Fuß lange Leitung in Thondeucheln ihr Wasser aus einer im Orte selbst entspringenden starken Quelle. Dann aber sind noch drei Quellen auf der Markung, eine beim Höllbuck, eine im Aurthal, und die bedeutendste beim Waldzierter Hof, welche in einer 5000 Fuß langen Thondeuchelleitung das Filial Steinweiler mit Wasser versorgt.

Wetten, Hülben, bestehen im Orte zwei, in Steinweiler eine.

Vicinalstraßen führen von hier nach Steinweiler und Neresheim, die Staatsstraße von dort nach Heidenheim geht über Steinweiler; an dieser befinden sich zwei hölzerne Brücken, die vom Staat zu unterhalten sind; an der Vicinalstraße von hier nach Steinweiler dagegen zwei steinerne, deren Unterhaltung der Gemeinde zusteht.

Die im allgemeinen geordneten, fleißigen Einwohner sind kräftig gebaut und erreichen nicht selten ein hohes Alter; gegenwärtig leben zwei Personen, eine 84, die andere 87 Jahre alt im Ort und vor nicht langer Zeit starb ein 92jähriger Mann.

Die Erwerbsquellen der Einwohner bestehen in Feldbau und Viehzucht, dann auch in den gewöhnlichen Handwerken, namentlich in dem der Steinhauer, welche meistens in den großartigen Steinbrüchen von Steinweiler (s. unten) beschäftigt sind. Nach den Steinhauern sind die Schuhmacher am stärksten vertreten, und arbeiten auch viel nach außen. Drei Schildwirthschaften und ein Kramladen bestehen.

Ein einziger Bürger treibt nicht unbeträchtlichen Handel mit Getreide.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner und ihre Mittel zum Auskommen sind, im Vergleich mit anderen Orten, befriedigend. Der Grundbesitz der vermöglichsten Bürger beträgt 90 Morgen Feld, der des Mittelmannes 30, der ärmeren Klasse 2–5 Morgen Feld, diese oft von geringer Ertragsfähigkeit. Einer der Vermöglichsten besitzt auch 12 Morgen Wald.

Die ziemlich große Markung, von der etwa die Hälfte mit Wald bestockt ist, hat mit Ausnahme der nicht bedeutenden Gehänge gegen einige Trockenthälchen und des im Süden des Orts sich kräftig hinziehenden Bergabhanges eine flach wellige Lage und größtentheils einen fruchtbaren und ergiebigen Boden, der vorherrschend aus einem nicht tiefgründigen Lehm besteht, stellenweise ist er reichlich mit

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0186.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)