Seite:OberamtNeresheim0187.jpg

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Trümmern des weißen Jura gemengt; er bedarf, weil er etwas leicht und hitzig ist, einer kräftigen Düngung (außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln noch Gips, Asche und Kompost).

Die klimatischen Verhältnisse sind im allgemeinen die des Herdtfeldes; Frühlingsfröste und kalte Nebel kommen häufig vor, weil die Markung den rauhen Winden sehr ausgesetzt ist. Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten und seit 1832 ist die Markung von demselben verschont geblieben. Die Landwirthschaft wird mit Anwendung des Suppinger Pflugs fleißig und gut betrieben; man baut die gewöhnlichen Getreidearten, von denen Dinkel, Gerste und Roggen (sog. sächsischer Roggen) am besten gedeihen, ferner Kartoffeln, Rüben, Flachs, Kraut, selten Reps und Hanf; wegen Mangel an Wiesen ist der Futterkräuterbau (dreiblättriger Klee, Luzerne, Esparsette, Wicken, Wickenhaber und Wickengerste) sehr bedeutend. Von den Getreideerzeugnissen können jährlich 400 Scheffel Dinkel, 450 Scheffel Gerste und 100 Scheffel Haber auf benachbarten Schrannen verkauft werden. Der beschränkte Wiesenbau, dem keine Wässerung zukommt, liefert ein sehr gutes und nahrhaftes Futter; in neuerer Zeit wurden mehrere Wiesen mit Vortheil angelegt. Die Obstzucht ist von einigem Belang und besser als in den übrigen Orten des Herdtfeldes; man pflanzt von Kernobst meist rauhere Spätsorten, jedoch auch feinere, wie z. B. Reinettenäpfel und Muskateller Birnen, von Steinobst Zwetschgen, Pflaumen, Zipparten und Kirschen. Das Obst wird meist im Ort grün oder gedörrt verbraucht und nur in reichen Obstjahren theilweise gemostet und dann auch ziemlich viel nach außen abgesetzt.

Gemeinderechtswaldungen sind 615 Morgen (meist Laubhölzer) vorhanden, von deren Ertrag jeder berechtigte Bürger jährlich 2 Klafter und 200 Stück Wellen erhält; überdieß besitzt die Stiftung 40 alte Jauchert Wald.

Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden und nur die Brach- und Stoppelweide, auch die Waldungen, wenn sie triebbar sind, werden an fremde Schäfer, die den Sommer über 1050 Stück Bastardschafe auf der Markung laufen lassen, um etwa 1200 fl. jährlich verpachtet. Die Pferchnutzung wird an die Gemeinderechtsbesitzer vertheilt. Das Weidrecht hat die Gemeinde.

Pferdezucht wird nicht getrieben, auch die Pferdehaltung ist eine geringe. Die Rindviehzucht, welche sich mit einer Kreuzung von der Limpurger- und Simmenthalerrace beschäftigt, ist in gutem Zustande; zwei Farren von gleicher Race sind aufgestellt. Das entbehrlich gewordene Vieh wird im Ort und auf benachbarten Märkten verkauft.

Neben der örtlichen Kirchenstiftung bestehen noch ein Armenfonds und eine Schulstiftung.

Was nun die Spuren aus grauer Vorzeit betrifft, so haben

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0187.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)