Seite:OberamtNeresheim0225.jpg

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stand ein römischer Meilenstein, der leider zu Grunde gieng, und im Ort selbst kam man beim Graben eines Kellers auf Gebäudeschutt und unter diesem auf ein wohlerhaltenes römisches Gefäß, das der Verfasser im Besitz hat. Der südlich von der Stadt gelegene Burgstall, auf dem die Herren von Bopfingen saßen, wird ohne Zweifel ursprünglich eine römische Anlage sein, wofür die Lage im Thal und die viereckige, kastellartige Form desselben spricht. Der ehemalige Burggraben, der unter Wasser gesetzt werden konnte, wurde in neuester Zeit bis auf einen kleinen Rest vollends aufgefüllt. Hiedurch wird eine ehemalige römische Niederlassung bei Bopfingen nachgewiesen sein, die mit namentlich in neuester Zeit aufgestellten triftigen Gründen für das auf der Peutinger Tafel angegebene römische Opie gehalten wird (s. hier. E. Paulus, Erklärung der Peutinger Tafel). 1

Die Anlage der interessanten Verschanzungen auf und an dem Ipf setzen Einzelne in die römische Periode, Andere erst in die Zeit des dreißigjährigen Kriegs; nach den von dem Verfasser im Jahre 1869 angestellten Untersuchungen sind sie entschieden altgermanischen Ursprungs und bestanden wahrscheinlich schon ehe die Römer die Gegend um Bopfingen inne hatten; ob sie aber später von den Römern besetzt waren, läßt sich nicht erweisen, indessen darf man mit Bestimmtheit annehmen, daß die Römer wenigstens einen Wachposten (specula) auf dem Ipf errichtet hatten. Der freistehende Bergkegel Ipf fällt von seiner Kuppe sehr steil ab, mit Ausnahme des östlichen Abhangs, der sich etwas verflacht und von Natur weit leichter zugänglich ist, als der übrige Theil des beinahe unbesteigbaren Bergs. Die ganz ebene ziemlich ausgedehnte Kuppe des Ipfs nähert sich einem Eirund, dessen große von Nord nach Süd gehende Achse 250 Schritte, die kleine von Ost nach West gehende Achse 175 Schritte lang ist. Rings um den äußersten Rand der Kuppe läuft nun ein nur 3–4′ hoher künstlich aufgeworfener Wall und vor diesem ein an mehreren Stellen 30–35′ tiefer in den weißen Jurakalkfelsen mit großem Kraft- und Zeitaufwand eingebrochener Graben, der auf der Westseite des Bergs beinahe senkrecht von der Kuppe einbricht und gegen außen wieder von einem Wall begrenzt wird. Auf der leichter zugänglichen Ostseite ist ein zweiter Wall mit Graben dem Hauptgraben halbmondförmig vorgelegt bis an die steileren Süd- und Nordseiten des Bergs, wo er allmählig ausläuft. Von dem äußeren Wall des an der Ostseite angelegten Doppelgrabens senkt sich der Berg in einer Steigung von etwa 10° und nach 100 Schritten gelangt man abermals an einen Wall, der an der Innerseite 8′, an der Außenseite aber 20′ hoch ist. Von diesem zweiten, beziehungsweise dritten Wall, 280 Schritte weiter gegen Osten, erscheint ein dritter, oder vielmehr vierter, an der Innenseite 10′, an der Außenseite 30′ hoher Wall, vor dem endlich der 8′ tiefe äußerste Graben

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0225.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)