Seite:OberamtNeresheim0240.jpg

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zeitweise so groß, daß Jeder „zu seinem Pflug sich selber einen Musketier bestellen“ sollte; aber doch gewährte die Stadtmauer immer wieder einigen Schutz und die Landleute flüchteten dahin manchmal mit Vieh und Habe (1646 einmal 582 Personen, 208 Ochsen, 262 Kühe, 43 Kälber, 45 Gaisen, 27 Schweine u. s. w.), 1645 den 24/25. Juli besetzten und plünderten Franzosen die Stadt und übten schändliche Mißhandlungen, so daß der endliche Frieden um so größere Freude erweckte, wenn gleich Bopfingen noch 3204 fl. Friedensgeld an die Schweden zahlen mußte.

Die späteren Reichskriege forderten nicht blos Contingentskosten, Opfer bei Durchzügen u. dgl., 1673 brachten die Soldaten auch eine hitzige Krankheit in die Stadt, woran Viele starben, und 1688 trieben die Franzosen unter Feuquières Contributionen ein, womit sie auch 1702 von Ulm aus drohten. 1703 Ende Septembers kam das Korps des Feldmarschalls Styrum auf ein paar Wochen in die Gegend. Ein Besuch der Franzosen 1704 brachte zwar nicht die drohende Plünderung, nahm aber Contribution und Geißeln und nach dem Sieg bei Höchstädt kam mit einem preußischen Lazareth die rothe Ruhr. Wiederum Truppendurchzüge waren 1746, 1759 und 60.

Alle diese Erlebnisse hatten die Finanzen der Stadt tief beschädigt und der Hilfsquellen waren es so wenige; den von Kaiser Friedrich III. gewährten Zoll zu Hohenberg hatte Oettingen gewaltsam abgethan, alle Märkte waren eingegangen etc., so daß nur die Steuer übrig blieb, die zu verschiedenen Zeiten von 100 fl. 6 Batzen (z. B. 1595) bis 25 Batzen (z. B. 1566) betrug. Nach dem 30jährigen Krieg schätzte Bopfingen seine Kriegskosten in den letzten 20 Jahren auf 350.000 fl. und bat dringend um Ermäßigung des Reichsanschlags, der nun auf 24 fl. gestellt wurde, 1683 auf 17 fl., 1728 auf 20 fl.; das Kammerziel betrug 13 Reichsthlr. 651/2 Krzr. Nach dem 7jährigen Krieg waren ca. 140.000 fl. Schulden vorhanden und das Rechnungswesen in großer Unordnung. Nun machte der Stadtschreiber Haak einen Vorschlag zu Ersparnissen und Verbesserungen 1763, welcher Combinirung des Diaconats mit dem Präceptorat, Verkauf und Besteuerung der Hospitalgüter, Bleiche und Ziegelhütte u. dgl. umfaßte. Bürgermeister Schazmann (persönlich interessirt) brachte 13 Bürger zusammen, welche bis zum Reichshofrath protestirten, über die Zertrümmerung des Kirchen- und Schulwesens, Verschleuderung des Stadtvermögens u. s. w. klagten, vergeblich. Ein vom Kaiser ratificirter Ökonomieplan trat ins Leben, welcher das Bürgeraufnahms- und Schutzgeld erhöhte, 30 kr. jährlich Bürgergeld einführte, die Holzgaben herabsetzte u. dgl., so daß schon 1790 blos noch 68.000 fl. Schulden übrig waren. Aber nun kamen die Revolutionskriege, wo im August 1796 und 24. Juni 1800 die Stadt mitten in die Operationen hineinfiel und vom 9.–19. August 1796 über 42.000 fl.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0240.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)