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besaß auch 1361, 78 das Augustinerkloster zu Gmünd, und etliche andere geistliche Stiftungen besaßen wenigstens Gefälle.

Zur Reformationszeit regte sich auch in Bopfingen der Sinn für’s Evangelium und die Stadtkaplanei wurde einem evangelischen Prädicanten Idler eingeräumt, der vielen Beifall fand, aber nach dem Bauernkrieg vom Rath wieder entlassen wurde, bei theilweisem Widerstreben der Bürgerschaft und so, daß ein zahmer Prädicant nachher noch in evangelischem Sinn predigen durfte 1529. Ja dieser Mann Vogler wurde später Stadtpfarrer, wo ihn dann bald ein Kapellan bei der Äbtissin von Kirchheim als evangelisch verklagte. 1546 unter dem Einfluß der verbündeten evangelischen Städte, trat Bopfingen ganz zur augsburgischen Confession und in den schmalkaldischen Bund, was beim Durchzug des Kaisers selbst mit seinem Heer schwer mußte gebüßt werden. Auf Andringen des Bischofs nahm die Stadt 1548 das Interim an, wenn auch mit Widerstreben, so daß der evangelische Pfarrer Vogler erst 1549 entlassen wurde. Unter schweren Anklagen der Unsittlichkeit wurde 1552 der katholische Pfarrer entlassen und nach dem Passauer Vertrag auf Wiederanstellung eines evangelischen Pfarrers gedrungen, auch die Nürnbergische Kirchenordnung eingeführt, wie es der Rath als Inhaber der hohen Obrigkeit vom Patron forderte. 1630, nach dem Restitutionsedikt, erzwang eine kaiserliche Commission die Wiedereinsetzung eines katholischen Pfarrers und die Leute mußten sich mit Auslaufen in fremde Kirchen und heimlicher Benützung besonders des Goldburghauser Pfarrers zur Sakramentsspendung behelfen, bis die Schweden den katholischen Pfarrer 1632 wieder verjagten, der jedoch 1635 zurückkam, aber in Folge des Prager Friedens für immer weichen mußte.

Schon 1520 waren in Bopfingen neben dem Stadtpfarrer 2 Kaplane und so später 2 Diaconi, von welchen der eine, scheints, zugleich als Präceptor verwendet wurde. Die Besoldung der Geistlichen verursachte vielen Streit (ein Zwischenvertrag 1668) mit dem widerwilligen Patron und dem Kloster Kirchheim, so daß endlich eine Vertauschung des Patronatrechtes an den Rath gegen das ihm zustehende Patronat zu Dirgenheim 1774 zu Stand kam, – nicht mit allen Cautelen, so daß die Stadt, welche glaubte, die Kirchenbaulast sei dem Kloster geblieben, den Prozeß hierüber 1821–25 verlor.

Der Parochialverband hat sich in Folge der Reformation etwas geändert. Die Holz- und Wiesmühle und Meisterstall wurden von den kathol. Grundherrn abgerissen, wogegen Bopfingen seinen Hof Hohenberg zur Stadt wies. Die Pastoration der Evangelischen zu Kapfenburg wurde 1842 zuerst dem Bopfinger Diaconus übertragen, welcher zugleich Pfarrer ist von Oberdorf.

Zur Leitung der geistlichen Angelegenheiten war ein Consistorium angeordnet, welches (nach einem Beschluß von 1642) bestand aus

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0244.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)