Seite:OberamtNeresheim0256.jpg

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Thälchen eine angenehme und etwas geschützte Lage. Die zum Theil ansehnlichen, meist einstockigen Bauernhäuser sind in die schmale Thalebene und an den leicht ansteigenden Thalgehängen unregelmäßig und weitläufig hingebaut; sie bilden malerische Gruppen, aus denen der altehrwürdige Thurm schwerfällig hervorschaut.

Im nördlichen Ortstheil liegt erhöht in dem ummauerten Friedhof die dem h. Georg geweihte kleine Kirche mit dem nicht hohen, monströsen, im spätromanischen Stil erbauten Thurme, dessen unterstes Stockwerk die Stelle des Chors vertritt; dasselbe ist mit einem von Konsolen ausgehenden kraftvollen Rippenkreuzgewölbe überspannt und hat niedrige Strebepfeiler an den Ecken. Das obere Stockwerk zeigt romanische Doppelfenster. In der Neujahrsnacht von 1834 auf 1835 verlor in einem heftigen Sturm der Thurm seinen oberen Theil und somit auch sein ursprüngliches Verhältniß; es wurde hernach ein vierseitiges Zeltdach aufgesetzt. Auf dem Thurme hängen zwei unzugängliche Glocken. Das Innere des Langhauses, zu dem von dem Chor ein spitzer Triumphbogen führt, enthält in neuer gothischer Fassung ein altdeutsches Gemälde, das Obertribunalrath v. Holzinger, ein geborener Dirgenheimer, der Kirche einverleibte.

Auf dem Begräbnißplatz steht ein ruinoses Kapellchen und am südlichen Ende des Orts die St. Annakapelle mit achteckigem Dachreiter auf dem First; über dem nördlichen Eingang ist die Jahreszahl 1557 und auf einer Steinplatte Anno 1696 Melchior Jaumann J. M. angebracht; vermuthlich ließ Jaumann die Kapelle an der Stelle einer früheren erbauen. Die Baulast hat der 210 fl. betragende Fonds des Erbauers.

Ganz in der Nähe der Kirche liegt sehr freundlich mit schöner Aussicht das ansehnliche 1758 erbaute und 1836 im Innern sehr verbesserte Pfarrhaus mit Scheune, Garten und Hofraum; das frühere 1668 erbaute Pfarrhaus wurde bei dem großen Brande im Jahr 1758 eingeäschert. Die Unterhaltung der Kirche und des Pfarrhauses ruht auf der Gemeinde.

Das zweistockige Schulhaus, 1838 auf Kosten der Gemeinde mit einem Aufwand von 3000 fl. neu erbaut, enthält ein Lehrzimmer; für den Gemeinderath ist ein Zimmer im Wirthshaus gemiethet.

Die Landstraße von Ellwangen nach Nördlingen geht an der Südseite des Orts vorüber; von ihr gehen auf der Markung die Landstraße nach Wallerstein und eine Vicinalstraße nach Kirchheim ab.

Gutes Trinkwasser liefern 3 öffentliche und 16 Privatpump- und Schöpfbrunnen, die in ganz trockenen Jahrgängen so sehr nachlassen, daß das Wasser aus nie versiegenden Feldbrunnen geholt werden muß. Durch den Ort fließt ein kleiner Bach und füllt daselbst eine Wette; außer diesem entspringen auf der Markung noch zwei

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0256.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)