Seite:OberamtNeresheim0262.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und einem Gerbgange, sowie eine Sägmühle. Ein Frachtfuhrmann fährt von hier nach Nördlingen und einer nach Heidenheim.

Der Ort hat das Recht, in den Monaten Mai und November je einen Krämer-, Vieh- und Roßmarkt abzuhalten; die Märkte werden zahlreich besucht.

Die sehr ansehnliche Markung ist mit Ausnahme der Egauthalebene hügelig, zum Theil bergig und hat im allgemeinen einen mittelfruchtbaren Boden, welcher aus den Zersetzungen des weißen Jura, der oberen und unteren Meeresmolasse, besonders auch aus Breccienschutt besteht; an den Ausläufern der Thalgehänge hat sich nördlich und westlich vom Ort ein fruchtbarer, mit Jurageschieben gemengter Lehm abgelagert. Auf den hochgelegenen Feldern kann nur mit vieler Mühe und in nassen Jahrgängen befriedigender Ertrag erreicht werden. Einige Steinbrüche, die Straßenmaterial liefern, wie auch Lehm-, Sand- und Kiesgruben sind vorhanden.

Das Klima ist etwas rauh, jedoch nicht ungesund; kalte von Norden herkommende Winde durchziehen häufig das Thal und Frühfröste wie auch kalte Nebel schaden nicht selten, so daß sogar der Roggen schon strichweise erfroren ist. Hagelschlag kommt wenig vor.

Die Landwirthschaft, welche sich in neuerer Zeit sehr gehoben hat, wird mit vielem Fleiß und wegen der bergigen Lage der Güter theilweise mit großer Mühe betrieben; ein Übelstand ist, daß der bessere Boden und der Dünger von den an den Abhängen gelegenen Güterstücken bei starken Regengüssen häufig weggeschwemmt wird. Zur Besserung des Bodens kommt neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln Kompost, Gips, Asche und die in meist gut angelegten Düngerstätten fleißig gesammelte Jauche in Anwendung. Man baut Dinkel, Gerste, Haber und Roggen und von diesen die beiden ersteren vorherrschend, ferner Kartoffeln, dreiblättrigen Klee, Luzerne, Esparsette, Wicken, Rüben und etwas Flachs. Von den Getreideerzeugnissen können etwa 150 Scheffel Dinkel und 100 Scheffel Gerste jährlich auf benachbarten Schrannen abgesetzt werden. Der ausgedehnte Wiesenbau liefert mittelgutes, theilweise saures Futter, das im Ort verbraucht wird, und es muß noch von außen bezogen werden. Wässerung besteht bis jetzt nicht, es sollen aber gegen 100 Morgen demnächst hiezu eingerichtet werden. Die nur mit rauhen Kernobstsorten und Zwetschgen sich beschäftigende Obstzucht ist unbedeutend; das Obst wird theils grün, theils gekocht verspeist.

An dem sog. Weinberg soll früher Weinbau getrieben worden sein.

Die Gemeinde besitzt 439 Morgen meist mit Laubhölzern bestockte Waldungen, die jährlich 80–90 Klafter und 7000 Stück Wellen ertragen; der Holzertrag wird größtentheils an die Gemeinderechtsbesitzer verkauft, zum Theil zu Gemeindebauten verwendet. Eigentliche

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0262.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)